Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 152 - Die Belehrung über die Sühne

Saunaka sprach:
So werde ich dich aus gegebenen Gründen über die Gerechtigkeit (das Dharma) belehren, denn dein Herz ist äußerst verwirrt. Begabt mit umfangreichem Wissen, großer Kraft und stolzem Herzen suchtest du die Gerechtigkeit bisher nach deinem eigenen Willen. Ein König ist am Anfang äußerst diktatorisch, streng und unnachgiebig. Erst später zeigt er Mitgefühl und vollbringt Gutes für alle Wesen. Das ist wahrlich wundervoll. Die Leute sagen, daß ein König, der allzu streng herrscht, die ganze Welt verbrennt. Auch du warst einst sehr streng. Doch nun wendest du deine Augen auf die höhere Gerechtigkeit. Auf luxuriöses Essen und alle Vergnüglichkeiten hast du verzichtet und dich lange der harten Buße hinbegeben. All das, oh Janamejaya, ist sicherlich ein Wunder für Könige, die in Sünde versanken. Denn wenn ein Reicher verschwenderisch wird oder ein Asket immer entsagender, liegt darin kein Wunder, weil man sagt, das eine ist nah am anderen. Was in Verblendung getan wird, erzeugt Leiden in Hülle und Fülle. Was andererseits mit gesunder Vernunft vollbracht wird, führt zum Wohlergehen. Opfer, Wohltätigkeit, Mitgefühl, die Veden und die Wahrhaftigkeit - diese fünf, oh Herr der Erde, sind reinigend. Das sechste ist selbstlose Entsagung, die vor allem für Könige, oh Janamejaya, höchst reinigend ist. Auf diesem Weg wirst du sicherlich großen Verdienst und Glückseligkeit erreichen. Auch der Besuch heiliger Pilgerorte gilt als höchst reinigend. Diesbezüglich ist der folgende, von Yayati gesungene Vers, überliefert:

„Der Sterbliche, der Lebenskraft und Langlebigkeit wünscht, sollte mit Hingabe Opfer durchführen und Entsagung und Buße üben.“

Das Feld von Kuru (Kurukshetra) gilt als ein heiliger Ort und noch mehr der Fluß Sarasvati. Die Tirthas (Pilgerorte) der Sarasvati sind noch heiliger als die Sarasvati selbst, und die Tirtha Prithudaka ist davon die heiligste. Wer in Prithudaka gebadet und ihr Wasser getrunken hat, wird keinen vorzeitigen Tod befürchten müssen. Du solltest auch nach Mahasaras gehen, sowie zu allen Tirthas, die den Namen Pushkara tragen, nach Prabhasa, an den nördlichen See Manasa (am Kailash) und nach Kalodaka. Dann wirst du Lebenskraft und Langlebigkeit erwerben. An dem Ort, wo Sarasvati und Drisadvati zusammenfließen, liegt ebenfalls ein See namens Manasa. Ein Mensch mit vedischem Wissen sollte an diesen Orten baden. Manu hat gesagt, daß Wohltätigkeit von allen Aufgaben die Beste ist. Nur Entsagung ist noch besser als Wohltätigkeit. Diesbezüglich wird der folgende Vers von Satyavat rezitiert:

(Man sollte handeln) wie ein Kind, das voller Einfalt ist und weder Verdienst noch Sünde besitzt.“

Denn bezüglich all der Geschöpfe in dieser Welt gibt es (in Wahrheit) weder Leiden noch Glück. (Das, was man Leiden oder Glück nennt, ist ein Ergebnis der Unwissenheit.) Das ist die wahre Natur aller lebenden Wesen. Von allen Wesen, sind jene die Höchsten, die sich der Entsagung gewidmet haben und weder an sündigen noch verdienstvollen Handlungen anhaften. So werde ich dir jetzt jene Taten nennen, die für einen König am besten sind: Entfalte deine Macht und dein Mitgefühl! Damit kannst du sogar den Himmel überwinden, oh König. Wer Macht und Mitgefühl hat, der kann wahrlich Gerechtigkeit erreichen. So herrsche über die Erde, oh König, und achte die Brahmanen wie dein eigenes Glück. Wie du früher die Brahmanen zu verurteilen pflegtest, so befriedige sie jetzt. Obwohl sie Schande über dich gerufen und dich verlassen haben, so verpflichte dich jetzt aufrichtig und von Selbsterkenntnis geführt, sie nie wieder zu verletzen. Vollbringe Taten, die für dich würdig sind, und suche, was zu deinem höchsten Wohl ist. Unter den Herrschern werden manche so kalt wie Eis, manche so grimmig wie Feuer, manche wie ein Pflug und andere wie ein Donnerblitz.

Wer seine Selbstzerstörung verhindern möchte, sollte sich nie mit übelgesinnten Kreaturen aus allgemeinen oder speziellen Gründen verbünden. Von einer sündigen Handlung, die man nur einmal begangen hat, kann man sich reinigen, indem man sie aufrichtig bereut. Von einer sündigen Handlung, die man zweimal begangen hat, kann man sich reinigen, indem man aufrichtig verspricht, sie nie wieder zu begehen. Von einer sündigen Handlung, die man dreimal begangen hat, kann man sich durch aufrichtige Entschlossenheit reinigen, zukünftig Wahrhaftigkeit zu üben. Wer aber eine solche Handlung wiederholt begeht, kann sich durch eine Reise an die heiligen Pilgerorte reinigen. Denn wer sich Wohlergehen wünscht, sollte alles tun, was zur Glückseligkeit führt. Wer in einer himmlisch duftenden Umgebung wohnt, wird diesen Duft bald selbst annehmen. Wer dagegen im höllischen Gestank lebt, wird selbst bald stinken. So wird ein Mensch, welcher der asketischen Entsagung gewidmet ist, bald von allen Sünden gereinigt werden. Auch wer lange Zeit die Opferfeuer verehrt, kann damit verschiedene Sünden bereinigen. Ein Schuldiger am Tod von ungeborenem Leben (bzw. von Brahmanen) wird gereinigt, wenn er drei Jahre das Feuer verehrt oder eine mindestens hundert Yojanas lange Pilgerreise an die Orte Mahasaras, Pushkara, Prabhasa oder zum nördlichen Manasa See unternimmt. Ein Mörder von Tieren wird von seinen Sünden gereinigt, indem er mindestens genauso viele ihrer Art aus großer Gefahr errettet. Manu hat gesagt, daß man durch das Eintauchen ins Wasser nach dreimaliger Rezitation des sündezerstörenden Aghamarshana Mantras (aus dem Rig Veda) die Früchte des abschließenden Reinigungsbades in einem Pferdopfer ernten kann. Solch eine Übung reinigt bald alle Sünden einer Person und man gewinnt damit die Wertschätzung der Welt zurück. Einem reinen Menschen werden alle Wesen gehorsam, als hätten sie keinen eigenen Willen mehr.

Oh König, in alten Tagen näherten sich die Götter und Dämonen dem himmlischen Lehrer Vrihaspati, verneigten sich, und von ihm aufgefordert sprachen sie:
Du kennst, oh großer Rishi, die Früchte der Tugend, wie auch die Früchte jener anderen Taten, die zur Hölle in der folgenden Welt führen. Wie kann sich eine Person von Sünde befreien, nachdem sie den Unterschied zwischen Verdienst und Sünde erkannt hat? Belehre uns, oh großer Rishi, was die Früchte der Tugend und Gerechtigkeit sind, und wie ein Rechtschaffener seine Sünden auflösen kann.

Vrihaspati antwortete:
Wenn man durch Unwissenheit Sünde begangen hat und dann verdienstvolle Handlungen vollbringt, weil man deren Natur verstanden hat, kann man sich durch solche Tugend von der Sünde reinigen, wie ein schmutziges Kleidungsstück mit Seife gewaschen wird. Man sollte sich niemals rühmen, nachdem man eine Sünde begangen hat. Indem man Zuflucht im Glauben findet und sich von aller Böswilligkeit befreit, kann man den Weg zur Glückseligkeit gehen. Wer seine Schulden bereinigt, nachdem sie von guten Menschen aufgezeigt wurden, kann trotz dieser begangenen Sünden wieder glücklich werden. Wie die Sonne, die sich am Morgen erhebt, die Dunkelheit zerstreut, so zerstreut tugendhaftes Handeln alle Sünden.

Bhishma fuhr fort:
Nachdem Indrota, der Sohn von Sunaka, diese Worte zu König Janamejaya gesprochen hatte, half er ihm bei der Durchführung eines Pferdeopfers. Und nachdem der König von seinen Sünden gereinigt war und seine Lebensfreude wiedererlangt hatte, strahlte er wie die Herrlichkeit eines aufflammenden Feuers, und der Feindevernichter betrat erneut sein Königreich, wie Soma als voller Mond am klaren Sternhimmel erscheint.


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