Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 108 - Über die Verehrung von Mutter, Vater und Guru

Yudhishthira sprach:
Der Pfad der Aufgaben, oh Bharata, ist lang und hat auch viele Zweige. Was sind nach deiner Meinung die wichtigsten Aufgaben? Welche Taten betrachtest du im Leben als die bedeutendsten, um höchstes Verdienst sowohl in dieser als auch der kommenden Welt zu ernten?

Bhishma sprach:
Die Verehrung von Mutter, Vater und Lehrer betrachte ich als das Wichtigste. Der Mensch, der diese Aufgabe hier erfüllt, kann großen Ruhm und viele Bereiche der Glückseligkeit erreichen. Oh Yudhishthira, respektvoll sollte ohne zu Zögern alles getan werden, was auch immer sie gebieten, ob es gerecht erscheint oder nicht. Man sollte auch niemals etwas tun, was sie verboten haben. Zweifellos sollten ihre Gebote stets befolgt werden. Sie sind die drei Welten. Sie sind die drei Lebensweisen. Sie sind die drei Veden. Sie sind die drei heiligen Feuer. Der Vater gilt als das Garhapatya (Hausvater-) Feuer, die Mutter als das Dakshina-Feuer und der Lehrer als das Opferfeuer. Diese drei Feuer sind wahrlich die bedeutendsten. Wenn du dich achtsam um diese drei Feuer kümmerst, kannst du die drei Welten überwinden. Indem man dem Vater regelmäßig dient, kann man diese Welt überqueren. Indem man der Mutter ebenso dient, kann man zu den Bereichen der Glückseligkeit in der kommenden Welt gelangen. Indem man dem Lehrer regelmäßig dient, kann man die Region von Brahma erreichen. Wenn du dich zu diesen drei (Mutter, Vater und Lehrer) richtig verhältst, oh Bharata, wirst du großen Ruhm in den drei Welten gewinnen, und groß wird dein Verdienst und Lohn sein, oh Gesegneter. Verletze sie niemals! Iß nie, bevor sie essen, noch iß irgendetwas Besseres als sie. Gib ihnen niemals irgendeine Schuld. Man sollte ihnen stets mit Demut dienen. Dieses Verhalten bringt höchstes Verdienst. Auf diese Weise, oh Bester der Könige, kannst du Ruhm, Verdienst, Ehre und die Bereiche der Glückseligkeit in der kommenden Welt gewinnen. Wer diese drei achtet, wird in allen Welten geehrt. Wer sie nicht achtet, wird keinerlei heilsames Verdienst aus all seinen Taten ernten können. Solch ein Mensch, oh Feindevernichter, erwirbt weder in dieser Welt Verdienst, noch in der folgenden. Wer diese drei Altehrwürdigen ignoriert, gewinnt nirgends Ruhm. Solch ein Mensch erntet nichts Gutes in der kommenden Welt. Alles, was ich zu Ehren dieser drei weggegeben habe, bekam den hundertfachen oder sogar tausendfachen Wert. Es geschieht durch dieses Verdienst, oh Yudhishthira, daß ich jetzt die drei Welten klar vor meinen Augen liegen sehe.

Ein Morallehrer ist höher als zehn vedenkundige Brahmanen. Ein Dharmalehrer ist höher als zehn Morallehrer. Der Vater ist höher als zehn Dharmalehrer. Die Mutter ist höher als zehn Väter oder wichtiger sogar als die ganze Welt. Es gibt keinen Mensch, der solche Verehrung verdient wie die Mutter. Ich denke, nur der eigene geistige Lehrer (Guru) ist noch größerer Verehrung würdig als Vater oder sogar Mutter. Vater und Mutter sind die Erzeuger deines weltlichen Körpers, oh Bharata. Das spirituelle Leben jedoch, erhält man von seinem Lehrer. Dieses Leben ist unsterblich und keinem Verfall unterworfen. Vater und Mutter sollten nie verletzt werden, was auch immer sie tun. Wenn man Vater und Mutter nicht straft (selbst wenn sie Strafe verdienen), begeht man keine Sünde. Wahrlich, solche ehrwürdigen Personen beflecken nicht einmal den König, wenn sie straffrei bleiben. Die Götter und Rishis entziehen ihre Gunst niemals jenen, die sich bemühen, sogar ihre sündigen Väter mit Verehrung zu hegen. Wer einen Menschen segnet, indem er ihn wahrhaft belehrt, ihm die Veden übermittelt und unsterbliches Wissen gibt, sollte wie Vater und Mutter betrachtet werden. Der Schüler sollte in dankbarer Anerkennung für die Gaben des Lehrers niemals etwas tun, was ihn verletzen könnte. Wer seinen Lehrer nach dem Empfang einer Belehrung nicht verehrt, indem er sie pflichtbewußt in Gedanken und Taten befolgt, begeht die Sünde, ein ungeborenes Kind zu töten. Es gibt keinen größeren Sünder in dieser Welt wie ihn. Lehrer zeigen stets große Zuneigung zu ihren Schülern. Deshalb gebührt den Lehrern entsprechende Verehrung. Wer deshalb dieses hohe Verdienst gewinnen möchte, das seit ältesten Tagen besteht, sollte seine Lehrer verehren und fröhlich mit ihnen alle Dinge des Vergnügens teilen.

Mit dem, der seinen Vater erfreut, ist Prajapati zufrieden. Wer seine Mutter erfreut, befriedigt die Erde selbst. Doch wer seinen Lehrer erfreut, befriedigt Brahma durch seine Tat. Deshalb ist der Lehrer der größeren Verehrung würdig als Vater oder Mutter. Wenn der Lehrer verehrt wird, sind die großen Rishis und Götter zusammen mit den Ahnen alle froh. Deshalb verdient der Lehrer die höchste Verehrung. Der Lehrer sollte niemals vom Schüler mißachtet werden. Weder Mutter noch Vater verdienen solchen Respekt, wie der eigene geistige Lehrer. Vater, Mutter und Lehrer sollten nie beleidigt werden. Keine Tat von ihnen sollte man kritisieren. Die Götter und großen Rishis sind mit dem zufrieden, der sich mit Demut zu seinen Lehrern verhält. Wer in Gedanken, Worten oder Taten Lehrer, Vater oder Mutter verletzt, sammelt damit die Sünde des Tötens von ungeborenem Leben an. Es gibt keinen größeren Sünder in der Welt. Der Sohn aus dem Samen des Vaters und dem Leib der Mutter, der von ihnen erzogen wurde und sie nicht als Gegenleistung im Alter versorgt, begeht damit sogar eine Todsünde. Es gibt wahrlich keinen größeren Sünder in der Welt. Wir haben nie gehört, daß sich von den vier Sünden, einen Freund zu verletzten, Undankbarkeit zu zeigen, eine Frau oder seinen Lehrer zu schlagen, jemals eine Person reinigen konnte. So habe ich dir jetzt allgemein alles gesagt, was man in dieser Welt tun sollte. Außer den genannten Aufgaben, gibt es nichts Wirksameres auf dem Weg zur Glückseligkeit. Ich habe alle Aufgaben bedacht und dir ihre Essenz erklärt.


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