Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 72 - Über die Rolle der Brahmanen im Königreich

Bhishma sprach:
Der König sollte den (Brahmanen) als seinen Priester ernennen, der die Rechtschaffenen fördert und die Übelgesinnten zügelt. Diesbezüglich wird eine alte Geschichte über ein Gespräch zwischen Pururava, dem Sohn von Ila, und Matariswan (dem Windgott) erzählt.

Pururava fragte:
Woraus sind die Brahmanen entsprungen und woraus die drei anderen Kasten? Aus welchem Grund wurden die Brahmanen die Ersten? Bitte belehre mich darüber.

Und Matariswan antwortete:
Der Brahmane, oh Bester der Könige, ist dem Mund von Brahma entsprungen, der Kshatriya von seinen beiden Armen und der Vaisya von seinen beiden Schenkeln. Um diesen drei Kasten zu dienen, oh Herrscher der Menschen, kam eine vierte Kaste, nämlich der Shudra, von den Füßen Brahmas ins Leben. Als Erste geschaffen, nimmt der Brahmane Geburt auf Erden als der Herr aller Wesen. Seine Aufgabe ist hier die Bewahrung der Veden und des Dharmas. Dann schuf Brahma für die Regierung der Erde und das Zepter der Herrschaft eine zweite Kaste, nämlich den Kshatriya, zum Schutz aller Wesen. Der Vaisya wurde geschaffen, um die zwei anderen Kasten und sich selbst durch Landwirtschaft und Handel zu ernähren. Und schließlich wurde der Shudra zum Diener der drei Kasten von Brahma bestimmt.

Da fragte Pururava:
Sage mir aufrichtig, oh Gott des Windes, wem diese Erde gerechterweise gehört. Gehört sie den Brahmanen oder den Kshatriyas?

Der Windgott sprach:
Alles, was im Universum existiert, gehört dem Brahmanen aufgrund seiner hohen Geburt und Bedeutsamkeit. Die Weisen sagen: Was der Brahmane ißt, das ist sein Eigen, was er bewohnt, das ist sein Eigen und was er opfert, das ist sein Eigen. Damit verdient er die Verehrung aller Kasten. Er ist der Erstgeborene und der Erste. Wie eine Frau, die ihren Mann verloren hat, dessen jüngeren Bruder für ihn akzeptiert, ebenso hat die Erde aufgrund der Verweigerung der Brahmanen (bezüglich der Herrschaft) die nächstgeborene Kaste, nämlich die Kshatriyas, als ihren Herrn akzeptiert. Das ist die oberste Regel und nur in Zeiten der Not mag es eine Ausnahme geben. Wenn du wirklich bestrebt bist, die Aufgaben deiner Kaste zu erfüllen, um den höchsten Bereich im Himmel zu gewinnen, dann widme das ganze Land, daß du beherrschst, den Brahmanen, die mit Wissen und Tugend gesegnet sind, die ihre Aufgaben kennen, die Entsagung üben, die mit ihrem Los zufrieden sind und nicht nach Reichtum begehren. Denn der hochgeborene Brahmane, der Weisheit und Demut hat, führt den König in jeder Weise durch seine hohe Intelligenz. Durch heilsame Ratschläge fördert er den Wohlstand des Königs. Der Brahmane zeigt ihm seine Aufgaben, die er stets beachten sollte. Solange ein kluger König, der ohne Stolz die Pflichten seiner Kaste bewahrt, gern die Belehrungen der Brahmanen hört, solange ist er gesegnet und genießt Ruhm. Damit hat der Priester des Königs seinen Anteil am Verdienst, den der König erwirbt. Wenn der König sich entsprechend verhält, werden ihm seine Untertanen vertrauen, sie werden tugendhaft handeln, ihre Aufgaben erfüllen und sich geborgen fühlen. Damit erhält der König den vierten Teil aller tugendhaften Werke, die seine Untertanen, die von ihm gerecht beschützt werden, in seinem Reich vollbringen.

Die Götter, Menschen, Ahnen, Gandharvas, Nagas und Rakshasas leben alle von den Opfern, die ihnen dargebracht werden. Aber in einem Land ohne König kann es keine beständigen Opfer geben. Denn das Opfer lebt durch den König (der zur Pflichterfüllung drängt), und dadurch können die Götter und Ahnen von den Opfergaben leben. Im Sommer wünschen die Menschen den angenehmen Schatten der Bäume, kühles Wasser und frischen Wind. Im Winter finden sie das Feuer angenehm, warme Kleidung und Sonne. So kann das Menschenherz Freude durch Klang, Berührung, Geschmack, Anblick und Geruch erfahren. Ein Mensch, jedoch, der durch Angst verwirrt ist, findet keinerlei Vergnügen an all diesen Dingen. So gewinnt jeder, der die Ängste der Menschen zerstreut, großes Verdienst. Denn es gibt keine Gabe, die in den drei Welten so verdienstvoll ist, wie die Gabe der Lebendigkeit. Der König ist Indra, Yama und Dharma in einer Person. So nimmt der König verschiedene Formen an, um alles am Leben zu erhalten.


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