Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 61 - Über die vier Lebensweisen

Bhishma sprach:
Oh Starkarmiger, höre jetzt, wie ich die vier Lebensweisen und ihre jeweiligen Aufgaben beschreibe. Die vier Lebensweisen, die durch die Zweifachgeborenen angenommen werden können, sind Vanaprasta (Waldeinsiedler), Bhaikshya (Bettelmönch), der besonders verdienstvolle Garhasthya (Hausvater) und Brahmacharya (Schüler). Nach den Initiationsriten der Zweifachgeborenen (der geistigen Geburt), und nachdem man für einige Zeit das heilige Feuer bewacht und die Veden studiert hat, und nachdem man all die wichtigen Aufgaben des Hauslebens (als Garhasthya) sorgfältig erfüllt hat, sollte man nach den reinigenden Riten bezüglich des Tragens verfilzter Locken (als Asket) mit gereinigter Seele, gezügelten Sinnen und Selbstbeherrschung mit oder ohne seine Ehefrau in die Wälder ziehen und dort die Vanaprasta Art des Lebens annehmen. Nachdem man die Schriften der Aranyakas (über das Waldleben) studiert, den Lebenssamen gezügelt und sich von allen weltlichen Angelegenheiten zurückgezogen hat, kann der tugendhafte Einsiedler zur Einheit mit der ewigen Seele gelangen, die keinen Verfall kennt. Denn es ist das Merkmal der schweigenden Munis, daß sie ihren Lebenssamen ausgetrocknet haben. Jeder gelehrte Brahmane, oh König, sollte sich vor allem darin üben. Man sagt, oh König, der Brahmane, der nach Befreiung strebt, ist befähigt, ein Bettelmönch zu werden, nachdem er das Studentenleben abgeschlossen hat. Er schläft dort, wo ihn der Abend einholt, er ist mit jeder Situation zufrieden, ist heimatlos, lebt von dem, was ihm gegeben wird, übt Meditation und Selbstdisziplin, zügelt die Sinne, überwindet jegliche Begierde und betrachtet alle Wesen als gleichwertig ohne jegliche Anhaftung und Abneigung. So gelangt der weise Brahmane durch diese Lebensweise zur Einheit mit der ewigen Seele, die keinen Verfall kennt.

Wer nach dem Studium der Veden als Hausvater leben möchte, sollte auch hier alle nötigen religiösen Handlungen vollbringen. Er sollte Kinder zeugen und Freude an der Welt haben. Mit Sorgfalt sollte er alle Aufgaben dieser Lebensweise vollbringen, die von den Asketen gelobt wird und sehr schwierig zu meistern ist (ohne Sünde anzuhäufen). Er sollte mit seiner angetrauten Ehefrau zufrieden sein und sich ihr nicht außerhalb ihrer fruchtbaren Phase nähern. Er sollte die Gebote der heiligen Schriften beachten und niemals hinterlistig oder betrügerisch sein. Er sollte sich enthaltsam ernähren, die Götter ehren, sowie dankbar, freundlich, friedfertig und voller Vergebung sein. Er sollte ein ruhiges, fügsames Herz bewahren und achtsam den Göttern und Pitris ihre Gaben darbringen. Er sollte gastfreundlich sein, vor allem zu den Brahmanen, ohne eigensinnigen Stolz, zu allen wohltätig und stets den vedischen Riten gewidmet. Diesbezüglich rezitieren die berühmten und großen Rishis einen Vers, der durch Narayana selbst gesungen wurde und voller Bedeutung und hohen asketischen Verdienstes ist. Höre, wie ich ihn wiederhole:

„Durch Wahrheit, Einfachheit, Verehrung der Gäste, Erwerb von Tugend und Verdienst sowie durch die Liebe zu den angetrauten Ehefrauen kann man verschiedenartiges Glück sowohl hier als auch in der kommenden Welt genießen.“

Die großen Rishis sagten, daß der Unterhalt von Kindern und Ehefrauen sowie das Studium der Veden zu den wesentlichen Aufgaben dieser hohen Lebensweise (der Häuslichkeit) zählen. Der Zweifachgeborene, der beständig die Opfer bewahrt, geht ordnungsgemäß durch diese Lebensweise hindurch. Und indem er alle seine Aufgaben gerecht erfüllt, gewinnt er segensreichen Lohn im Himmel. Nach seinem Tod winken ihm unsterbliche Früchte. Wahrlich, sie warten auf ihn in der Ewigkeit, wie Knechte stets auf der Hut sind, die Befehle ihres Herrn auszuführen.

Oh Yudhishthira, wer die Brahmacharya Lebensweise (eines Schülers) führt, sollte stets den Veden gewidmet sein, still die Mantras rezitieren, die ihm vom Lehrer gegeben werden, alle Götter verehren, pflichtbewußt seinem Lehrer mit einem aschebeschmierten Körper dienen, beständig die Gelübde mit gezügelten Sinnen beachten und immer die volle Aufmerksamkeit den Belehrungen schenken, die er erhält. Tiefgründig über die Veden nachdenkend und alle ihm gegebenen Aufgaben erfüllend, sollte er stets achtsam seinem Lehrer aufwarten und sich demütig vor ihm verneigen. Frei von den sechs Arten des Opferdienstes der Brahmanen (dem Rezitieren, Belehren, Opfern, Amtieren, Geben und Nehmen) besteht die wesentliche Aufgabe eines Brahmacharin in der Überwindung von Begierde und Anhaftung, um niemanden zu bevorzugen oder zu benachteiligen und um sogar seinen Feinden Gutes tun zu können, oh Herr.


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