Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 50 - Die Geschichte von Parasurama

Vasudeva sprach:
Oh Sohn der Kunti, höre die Geschichte von Parasuramas Energie, Macht und Geburt, wie ich sie von den großen Rishis vernommen habe. Höre die Geschichte, wie Millionen Kshatriyas durch den Sohn von Jamadagni getötet wurden und wie jene, die erneut aus dem königlichen Geschlecht von Bharata entsprangen, wiederum geschlagen wurden: Jahnu hatte einen Nachkommen namens Valakashwa und König Valakashwa hatte einen rechtschaffenen Sohn (bzw. Enkel) namens Kushika. Dieser Kushika glich dem tausendäugigen Indra auf Erden und übte die strengste Buße, um einen Sohn zu gewinnen, der die drei Welten beherrschen könnte. Und als der tausendäugige Indra ihn mit dieser strengsten Buße sah und erkannte, daß er zu einem solchen Sohn fähig war, da erfüllte er selbst den König (mit seiner Kraft). So wurde der große Herr der drei Welten, der Vernichter von Paka, zum Sohn von Kushika, der unter dem Namen Gadhi bekannt wurde. Und Gadhi hatte eine Tochter namens Satyavati, welche er als Ehefrau an Richika, einem Nachkommen des Bhrigu, gab. Ihr Gemahl aus dem Bhrigu Stamm war höchst zufrieden mit ihrem reinen Verhalten, oh Freude der Kurus. So bereitete er ein besonderes Opfermahl aus Milch und Reis, um für sich und seinen Schwiegervater Gadhi Söhne zu gewinnen. Dann rief Richika aus dem Bhrigu Stamm seine Ehefrau und sprach:
Dieser Teil der geheiligten Nahrung möge von dir und dieser andere Teil von deiner Mutter verspeist werden. Dann wird deiner Mutter ein Sohn geboren, der in seiner Energie lodernd ein Bulle unter den Kshatriyas sein wird. Unbesiegbar durch andere Kshatriyas auf Erden, wird er die Ersten der Kshatriyas schlagen. Und dir, oh gesegnete Dame, wird dieser Teil der Nahrung einen Sohn mit großer Weisheit geben, eine Verkörperung der Stille, der mit asketischer Buße der Erste aller Brahmanen sein wird.

Nachdem er diese Worte zu seiner Ehefrau gesprochen hatte, neigte sich der selige Richika aus dem Bhrigu Stamm wieder der Askese zu und ging in die Wälder. Ungefähr zur gleichen Zeit, kam König Gadhi auf einer Pilgerfahrt zu den heiligen Gewässern mit seiner Königin zur Einsiedelei des Richika. Da ergriff Satyavati freudig und in großer Hast die zwei Teile der geheiligten Nahrung und berichtete ihrer Mutter die Worte ihres Ehemannes. Doch die Königinmutter, oh Sohn der Kunti, gab den Teil, der für sie selbst vorgesehen war, ihrer Tochter, und sie selbst nahm in ihrer Unwissenheit den für ihre Tochter bestimmten. Daraufhin empfing Satyavati, während ihr Körper im Glanz entflammte, einen Sohn mit grimmiger Gestalt, welcher zum Vernichter der Kshatriyas werden sollte. Als ihr Gatte das Kind in ihrem Mutterleib gewahrte, sprach dieser Tiger unter den Bhrigus zu seiner himmlisch schönen Gattin:
Du wurdest durch deine Mutter getäuscht, oh selige Dame, indem sie die geheiligten Anteile vertauschte. So wird dein Sohn ein Kshatriya mit grausamen Taten und rachsüchtigem Herzen werden. Dein Bruder aber, den deine Mutter gebären wird, wird ein der asketischen Buße gewidmeter Brahmane sein. In der geheiligten Nahrung, die für dich bestimmt war, lag der Samen (zur Erkenntnis) des höchsten und universalen Brahman, während in dem Anteil für deine Mutter die Summe aller Kshatriya Energie enthalten war. Doch nach dem Vertauschen der zwei Portionen, oh gesegnete Dame, wird das Beabsichtigte nun nicht geschehen. Deine Mutter wird einen Brahmanen zur Welt bringen, während du einen Kshatriya Sohn erhalten wirst.

So angesprochen von ihrem Herrn, verneigte sich die höchst selige Satyavati voller Demut und legte ihren Kopf auf seine Füße. Dann sprach sie zitternd:
Mögest du, oh Heiliger, nicht solche Worte zu mir sprechen, daß du einen Übeltäter unter den Brahmanen als Sohn erhalten wirst.

Darauf antwortete Richika:
Das war von mir nicht beabsichtigt für dich, oh selige Dame. Diesen Sohn mit grimmigen Taten hast du einfach nur durch das Vertauschen der geheiligten Anteile empfangen.

Doch Satyavati erwiderte:
Wenn du willst, oh Weiser, könntest du ganze Welten neu erschaffen. Was wäre da über ein Kind zu sagen? Mögest du mir, oh Mächtiger, einen Sohn schenken, der rechtschaffen und friedlich sein wird.

Aber Richika sprach:
Noch nie habe ich eine Lüge gesprochen, oh gesegnete Dame, nicht einmal im Scherz. Weshalb dann bezüglich der Herstellung von geheiligter Nahrung mit Hilfe von vedischen Formeln nach dem Entzünden eines Opferfeuers? Dies wurde bereits vor langer Zeit vom Schicksal so bestimmt, oh Reizende! Das habe ich alles durch meine Buße erkannt. Alle Nachkommen deines Vaters werden mit brahmanischen Tugenden begabt sein.

Und Satyavati sprach:
Oh Mächtiger, möge doch unser Enkel so werden. Aber laß mich, oh Erster der Asketen, einen friedlichen Sohn gebären.

Und Richika antwortete:
Oh Schöngesichtige, ich sehe keinen Unterschied zwischen einem Sohn und einem Enkel. Möge es sein, wie du sprichst, oh Reizende!

Vasudeva fuhr fort:
So brachte Satyavati einen Sohn im Stamme des Bhrigu zur Welt, der Jamadagni genannt wurde, friedvoll der Buße gewidmet und beständig in seinen Gelübden war. Und Gadhi, der Sohn von Kushika, bekam einen Sohn namens Vishvamitra. Begabt mit allen brahmanischen Attributen, war dieser Sohn (obwohl in der Kshatriya Kaste geboren) einem Brahmanen gleich. Und Jamadagni, der Sohn von Richika, dieser Ozean der Buße zeugte später einen Sohn mit grimmigen Taten. Dieser Erste der Menschen meisterte alle Wissenschaften einschließlich der Waffenkunst. Einem aufflammenden Feuer gleich, war dieser Sohn Parasurama, der Vernichter der Kshatriyas. Als er auf den Bergen von Gandhamadana Mahadeva (Shiva) befriedigt hatte, bat er um die Waffen dieses großen Gottes, besonders die Axt mit der gewaltigen Energie aus seinen Händen. Aufgrund dieser konkurrenzlosen Axt mit feurigem Glanz und unwiderstehlicher Schärfe wurde er auf Erden unbesiegbar.

Zu jener Zeit hatte der mächtige Sohn von Kritavirya, der energievolle und höchst tugendhafte Arjuna aus der Kshatriya Kaste und Herrscher der Haihayas, der durch die Gnade des großen Rishi Dattatreya eintausend Arme bekam, durch die Kraft seiner Arme die ganze Erde mit ihren Bergen und sieben Inselkontinenten im Kampf erobert. So wurde er ein äußerst mächtiger Herrscher und widmete in einem großen Pferdopfer schließlich die ganze Erde den Brahmanen. Eines Tages brachte der tausendarmige Monarch mit der großen Heldenkraft auf Bitten des durstigen Feuergottes, diesem Gott ein umfangreiches Opfer dar, oh Sohn der Kunti. Und auf der Spitze seiner Pfeile lodernd, war der Feuergott bestrebt, mit seiner großen Energie alles zu verschlingen. Und so verbrannte er Dörfer, Städte, ganze Königreiche und auch die Weiler der Kuhhirten. Durch die Heldenkraft von diesem Ersten der Männer, vom Sohn des Kritavirya mit der großen Energie, verschlang der Gott sogar Berge und große Wälder. Mithilfe des Königs der Haihayas und des kraftvollen Windes verbrannte der Feuergott auch die unbewohnte, aber entzückende Einsiedelei des hochbeseelten Apava (Vasishta). Als der energievolle Apava sah, daß sein Asyl durch den starken Kshatriya vernichtet wurde, verfluchte er diesen Monarchen zornvoll und sprach:
Weil du, oh Arjuna, ohne meinen wundervollen Wald zu verschonen hier alles verbrannt hast, wird Parasurama mit der Axt deine tausend Arme abschlagen!

Der mächtige Arjuna mit der großen Heldenkraft, oh Bharata, der stets dem Frieden gewidmet war, immer die Brahmanen achtete, allen Schutz gewährte, wohltätig und tapfer war, fühlte sich vom Fluch dieses hochbeseelten Rishis nicht getroffen. Doch seine mächtigen Söhne, die oft hochmütig und grausam waren, wurden aufgrund dieses Fluchs zur indirekten Ursache seines Todes. Diese Prinzen, oh Stier der Bharatas, ergriffen und raubten, ohne das Wissen ihres Vaters und Herrscher der Haihayas das Kalb der Homa Kuh von Jamadagni. Dies war der Grund für ein tadelndes Wort des hochbeseelten Jamadagni. Und der mächtige Parasurama, der Sohn des Jamadagni, schlug voller Zorn die tausend Arme von Arjuna ab und brachte das Kalb seinem Vater zurück, das innerhalb der Palastmauern des Königs gefangengehalten wurde. Daraufhin gingen die rachsüchtigen Söhne von Arjuna gemeinsam in die Einsiedelei des hochbeseelten Jamadagni und enthaupteten mit ihren scharfen Lanzen den schweigenden Rishi, oh König, während sein Sohn, der ruhmreiche Parasurama, gerade unterwegs war, um Gras und Brennholz für das heilige Feuer zu sammeln. Und höchst gereizt im Zorn über den Tod seines Vaters und getrieben von Rache gelobte Parasurama, die ganze Erde von den Kshatriyas zu befreien und erhob seine Waffen. Daraufhin vernichtete dieser Tiger unter den Bhrigus, der mit größter Energie begabt war, mit seiner Heldenkraft in kürzester Zeit alle Söhne und Enkel von Arjuna sowie tausende Kämpfer der Haihayas. So, oh König, verwandelte dieser Nachkomme des Bhrigu in seiner Wut die Erde in einen blutigen Sumpf. Voll unerschöpflicher Energie hatte er die Erde bald von allen Kshatriyas befreit. Danach zog er sich wieder voller Mitgefühl in die Wälder zurück. Doch später, als einige tausend Jahre vergangen waren, wurde der mächtige Parasurama, der von Natur aus zornig war, vom Vorwurf der Feigheit getroffen. Oh Monarch, der Enkel von Vishvamitra und Sohn des Raivya, der großes asketisches Verdienst besaß und Paravasu genannt wurde, begann Parasurama öffentlich zu beschuldigen und sprach:
Oh Parasurama, waren jene rechtschaffenen Männer wie Pratardana, die damals zum Totenopfer des Königs Yayati versammelt waren, nicht auch geborene Kshatriyas? Dein Gelübde ist nicht wahrhaft, oh Parasurama! Es war nur leere Prahlerei für die Leute. Aus Angst vor diesen Kshatriya Helden hast du dich in die Berge zurückgezogen.

Als der Nachkomme des Bhrigu diese Worte von Paravasu hörte, ergriff er noch einmal die Waffen und bedeckte die Erde erneut mit Tausenden von Kshatriya Körpern. Doch die hundert Kshatriyas, oh König, die von Parasurama verschont wurden, vermehrten sich und wurden wieder mächtige Monarchen auf Erden. So vernichtete Parasurama sie erneut und verschonte auch ihre Nachkommen nicht, oh König. Wahrlich, so wurde die Erde noch einmal mit den Körpern der Kshatriyas und ihrem Nachwuchs bedeckt. Und sobald neue Kshatriyas geboren wurden, tötete er sie. Doch einige Kshatriya Damen schafften es immer wieder, ihre Kinder (vor dem Zorn von Parasurama) zu beschützen. Und nachdem die Erde einundzwanzig Mal von den Kshatriyas befreit wurde, gab der mächtige Bhargava (Parasurama) in einem Pferdeopfer die ganze Erde als Opfergabe an Kasyapa. Und um den Rest der Kshatriyas zu bewahren, oh König, erhob dieser mit ruhiger Hand den Opferschöpflöffel und sprach: „Oh großer Weiser, begib dich zu den Küsten des südlichen Ozeans. Du solltest, Oh Parasurama, nicht mehr innerhalb meines Herrschaftsgebietes wohnen!“ Auf diese Worte hin erschuf der Ozean unverzüglich an seiner anderen Küste einen Bereich namens Surparaka für den Sohn von Jamadagni. Und nachdem Kasyapa, oh Monarch, die Erde als Geschenk akzeptiert und sie den Brahmanen weitergegeben hatte, begab auch er sich in den großen Wald zurück.

Doch mit der Zeit, oh Stier der Bharatas, begannen sich die Shudras und Vaisyas in ihrem Eigensinn mit den Ehefrauen der Brahmanen zu vereinigen. Und als damit die Anarchie auf Erden wuchs, wurden die Schwachen durch die Starken unterdrückt und kein Mensch war seiner mehr sicher. Ungeschützt durch pflichtbewußte und tugendhafte Kshatriyas und bedrückt von Übeltätern, sank die Erde aufgrund dieser Unordnung schnell in niederste Tiefen. Als der hochbeseelte Kasyapa die Erde angstvoll sinken sah, hielt er sie auf seinem Schoß. Und weil der große Rishi sie auf seinem Schoß (Uru) hielt, ist die Erde auch unter dem Namen Urvi bekannt. So suchte die Göttin der Erde ihre Zuflucht bei Kasyapa und bat um einen starken König.

Die Erde sprach:
Da gibt es, oh Zweifachgeborener, einige vorzügliche Kshatriyas, die von mir unter Frauen verborgen wurden. Sie wurden im Stamme der Haihayas geboren. Laß sie, oh Weiser, mich beschützen! Dann gibt es noch den Sohn von Viduratha aus dem Stamme des Puru, oh Mächtiger, der unter Bären in den Rikshavat Bergen aufgewachsen ist. Und der Sohn von Saudasa wurde aus Mitgefühl von Parasara mit der unermeßlichen Energie beschützt und ist stets mit Opfern beschäftigt. Und obwohl er unter Zweifachgeborenen zur Welt kam, dient er jetzt wie ein Shudra dem Rishi und wird deshalb Sarvakarman (Diener aller Arbeiten) genannt. Gopati, der Sohn von Sivi mit der großen Energie, ist im Wald unter Kühen groß geworden. Laß ihn, oh Weiser, mich beschützen! Auch Vatsa, der kraftvolle Sohn von Pratardana, der unter Kälbern in einem Kuhstall aufgezogen wurde. Laß diesen aus der königlichen Kaste mich beschützen! Anga, der Enkel von Dadhivahana und Sohn von Diviratha wurde vom Weisen Gautama an den Ufern der Ganga verborgen. Und Vrihadratha, dieser Prinz voller Energie und Segen, wurde von den Wölfen und den Bergen in Gridhrakuta beschützt. Auch viele Kshatriyas aus dem Stamm von Marutta konnten überleben. An Energie dem Herrn der Maruts gleich, hat sie der Ozean beschützt. Viele Nachkommen der Kshatriya Kaste sollen noch an den verschiedensten Orten existieren. Sie leben unter Handwerkern und Goldschmieden. Wenn sie mich beschützen, könnte ich weiterbestehen. Ihre Väter und Großväter wurden um meinetwillen durch Parasurama mit der großer Heldenkraft getötet. Es ist meine Aufgabe, oh großer Weiser, dafür zu sorgen, daß ihre Totenopfer (auch weiterhin) ordnungsgemäß durchgeführt werden. Ich wünsche nicht, daß ich von meinen gegenwärtigen Herren (den Brahmanen) beschützt werden sollte. Sorge du, oh Heiliger, unverzüglich dafür, daß ich weiterbestehen kann (und nicht völlig in Anarchie versinke).

Krishna fuhr fort:
Daraufhin suchte der Weise Kasyapa jene energievollen Kshatriyas, welche die Göttin bezeichnet hatte, und setzte sie ordnungsgemäß als Könige ein (um die Erde zu beschützen). All die Kshatriya Stämme, die heute existieren, sind damit die Nachkommen jener Prinzen. So geschah vor langer, langer Zeit das, wonach du mich, oh Sohn des Pandu, befragt hast.

Vaisampayana fuhr fort:
Dies erzählte der hochbeseelte Yadava Held dem König Yudhishthira, dem Ersten aller Gerechten, als sie auf ihrem schnellen Wagen fuhren und alle Himmelsrichtungen wie vom Sonnengott selbst erstrahlen ließen.


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