Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 37 - Vyasa über das Geben und Nehmen

Yudhishthira fragte:
O Großvater, sage mir, welche Nahrung rein und welche unrein ist. Welches Geschenk ist lobenswert, und wer sollte als würdig und unwürdig für Geschenke betrachtet werden?

Vyasa sprach:
Diesbezüglich ist ein Gespräch zwischen einigen Asketen und dem großen Manu, jenem Vater der Schöpfung, überliefert. Im Krita Zeitalter näherte sich eine Gruppe von Rishis mit beständigen Gelübden dem mächtigen Stammvater der Schöpfung, und nachdem sie bequem saßen, fragten sie Manu über die Gebote:
Welche Nahrung sollte gegessen werden? Wer sollte als würdig für Gaben gelten? Welche Geschenke sollte man geben? Was sollte man lernen? Welche Buße sollte man durchführen? Welche Handlungen sollten getan und welche vermieden werden? Oh Herr der Schöpfung, belehre uns darüber!

So angesprochen von ihnen, antwortete der göttliche und selbstgeborene Manu:
Hört mir zu, wie ich die Gebote kurz und ausführlich erkläre. Stille Meditation, Entsagung und Selbsterkenntnis an reinen Orten und heiligen Flüssen, wo fromme Menschen wohnen - diese Handlungen und Orte werden als reinigend beschrieben. Auch bestimmte Berge, das Essen von Gold (bzw. sattwiger Nahrung) und das Baden im Wasser, in welches Juwelen und Edelsteine eingetaucht wurden, sind reinigend. Der Aufenthalt an heiligen Orten und das Essen von geheiligter Butter reinigen zweifellos schnell und sicher. Denn kein Mensch kann jemals als weise gelten, der dem Egoismus verfallen ist. Wer lange leben möchte, sollte für drei Nächte heißes Wasser trinken (als innere Reinigung). Nur das zu nehmen, was gegeben wurde, Geschenke, Studium (der Veden), Buße, Nichtverletzen, Wahrhaftigkeit, Freiheit von Zorn und Verehrung der Götter in Opfern - dies sind tugendhafte Eigenschaften. Doch bedenkt, oh Asketen, daß Tugend und Sünde gemäß den Bedingungen von Ort und Zeit unterschiedlich erscheinen können. So kann sogar Aneignung, Lüge, Verletzung oder Tötung unter bestimmten Verhältnissen zur Tugend werden.

(Zum Handeln:) Bei vernunftbegabten Menschen spricht man diesbezüglich von zwei Arten der Handlungen: tugendhaft oder sündhaft. Wobei Tugend und Sünde aus weltlicher und vedischer Sicht entsprechend heilsam oder unheilsam wirken. Aus vedischer Sicht kann man diese weltlichen Taten auch weiterhin in Handeln und Nichthandeln unterteilen. Das Nichthandeln (die Ichlosigkeit) führt zu Befreiung, während das (ichhafte) Handeln an das Rad von Geburt und Tod bindet. Aus weltlicher Sicht führen unheilsame Taten zum Schlechten und heilsame zum Guten. Damit kann man aus weltlicher Sicht Tugend und Sünde aufgrund ihrer guten oder schlechten Wirkungen entsprechend erkennen. So können manche Taten, die oberflächlich wie Sünden erscheinen, wenn sie im höheren Sinne der Götter, der heiligen Schriften, des Lebens selbst oder der Bewahrung des Lebens getan werden, gute Wirkungen hervorbringen.

(Zur Sühne:) Wenn eine Tat mit ichhafter Erwartung unternommen wurde, wenn man befürchtet, daß sie zukünftig anderen schaden könnte, oder wenn eine gutgemeinte Tat sich als schädlich erweist, dann ist stets Reue und Reinigung geboten. Wenn eine Tat aus Haß oder Verblendung durchgeführt wurde, dann ist Buße angebracht, indem man körperliche Schmerzen entsprechend den Beispielen in den Schriften erträgt, aber immer mit Vernunft. Wenn jedoch etwas Sündiges getan wurde, um den Geist zu erfreuen oder zu reizen, sollte die Sühne durch reinigende Nahrung und Rezitation von Mantras erfolgen. So sollte der König, der (in einem besonderen Fall) den Herrscherstab nicht gebrauchte, für eine Nacht fasten. Der Priester, der sich (in einem besonderen Fall) enthält, dem König eine Bestrafung zu empfehlen, sollte zur Sühne für drei Nächte fasten. Wer aus Kummer versuchte, mit Gewalt Selbstmord zu begehen, sollte ebenfalls für drei Nächte fasten. Doch keine Sühne gibt es für den, der die Aufgaben und Methoden seiner Kaste, seines Landes und seiner Familie mißachtet und in seinem Hochmut keinerlei Reue zeigt. Wenn bei einer Gelegenheit ein Zweifel aufsteigt bezüglich dem, was getan oder unterlassen werden sollte, dann möge man das als Gebot der heiligen Schriften betrachten, was mindestens zehn Vedengelehrte oder drei Yogis erklären.

(Zur Nahrung:) Kuhfleisch, Erde, kleine Ameisen, im Schmutz geborene Würmer oder andere unbekömmliche bzw. unreine Substanzen sollten Brahmanen nicht essen. Sie sollten auch keine Fische essen, die ohne Schuppen sind, oder vierfüßige Wassertiere, wie zum Beispiel Frösche, außer Schildkröten. Auch Wasservögel wie Bhasas, Enten, Suparnas oder Chakravakas, sowie Kraniche, Krähen, Geier, Falken, Eulen, alle fleischfressenden vierfüßigen Tiere mit scharfen und langen Zähnen, Vögel, Tiere mit zwei oder vier Zähnen, die Milch der Schafe, Esel, Kamele, Frauen und Hirsche sollten dem Brahmanen nicht als Nahrung dienen. Außerdem das Essen, das anderen Menschen bereits angeboten wurde, was von einer Frau gekocht wurde, die kürzlich entbunden hat oder was eine unbekannte Person gekocht hat. Die Milch einer Kuh, die kürzlich gekalbt hat, sollte nicht angenommen werden. Wenn ein Brahmane Essen annimmt, das durch einen Kshatriya gekocht worden ist, verringert sich seine Energie. Wenn es durch einen Shudra gekocht wurde, verdunkelt es seinen brahmanischen Glanz, und wenn es von einem Goldschmied oder einer Frau ist, die weder Mann noch Kinder hat, dann vermindert es seine Lebensspanne. Die Speise von einem Wucherer ist wie Schmutz, während die von einer Prostituierten wie Sperma ist. Die Speise eines Ehemannes, der die Unkeuschheit seiner Frauen duldet, oder der von ihnen beherrscht wird, ist ebenfalls unrein. Die Speise, die für ein bestimmtes Stadium eines Opfers bestimmt ist, die von einem Unfreundlichen, einem Geizigen, einem Somaverkäufer, einem Schuhmacher, einer unkeuschen Frau, einem Wäscher, einem Quacksalber, einem Wachmann, einem Ausgestoßenen, einem, der seinen Unterhalt mit tanzenden Mädchen verdient, einem, der vor seinem älteren Bruder geheiratet hat, einem beruflichen Sänger oder Barden, oder von einem Spieler gegeben wurde, sollte nicht angenommen werden, wie auch jene Speise, die mit der linken Hand gereicht wurde, die alt ist, die Alkohol enthält, von der bereits gegessen wurde und die Reste eines Banketts. Kuchen, Zuckerrohr, Küchenkräuter und in gezuckerter Milch gekochter Reis sollten nicht angenommen werden, wenn sie ihren Geschmack verloren haben. Mit Quark vermischte gemahlene Gerste und andere Arten gebratener Körner, die alt und abgestanden sind, sollten ebenfalls vermieden werden. In gezuckerter Milch gekochter Reis, mit Tila Samen vermischtes Essen, Fleisch und Kuchen, die den Göttern nicht gewidmet wurden, sollten von Brahmanen nicht gegessen werden, die ein Hausleben führen. Und solche Brahmanen sollten auch erst essen, nachdem die Götter, Rishis, Gäste, Ahnen und Hausgötter befriedigt wurden. Jeder Hausvater, der in seinem Haus auf diese Weise lebt, wird wie einer aus der Kaste der Mönche, die der Welt entsagt haben. Wer sich so verhält, während er mit seinen Ehefrauen das Hausleben führt, sammelt großes religiöses Verdienst an.

(Zum Schenken:) Keiner sollte ein Geschenk aus Begierde nach Ruhm, aus Angst (vor Kritik und ähnlichem) oder in Erwartung einer Gegenleistung machen. Ein tugendhafter Mensch sollte jene nicht beschenken, die ständig nur das Vergnügen von Gesang und Tanz suchen, sowie Berufsnarren, Trinker, Diebe, Verleumder, Dummköpfe, Wahnsinnige, Übelgesinnte, Ausgestoßene, Asoziale oder jene, die durch Gelübde ausgeschlossen wurden. Auch ein Brahmane, der die Veden mißachtet, sollte keine Gaben erhalten. Nur ein vedenkundiger Brahmane (ein Srotriya) ist der Gaben würdig. Ein unwürdiges Geschenk oder ein unwürdiges Empfangen ist unheilsam sowohl für den Geber als auch für den Empfänger. Wie eine Person, die sich bemüht, auf einem Stein den Ozean zu überqueren, zusammen mit dem Hilfsmittel versinkt, ebenso sinken (in diesem Fall) Geber und Empfänger gemeinsam. Wie ein Feuer, das mit nassem Brennstoff bedeckt wird, nicht aufflammt, so kann der Empfänger eines Geschenkes, der ohne Zügelung, Religion und Glauben ist, keinen wahren Nutzen daraus gewinnen. Wie das Wasser in einem Totenschädel und die Milch in einem Gefäß aus Hundehaut aufgrund der Unreinheit der Behälter verdirbt, in denen sie aufbewahrt werden, so werden alle Geschenke unfruchtbar bei einem übelgesinnten Menschen. Man mag aus Mitgefühl einem niederen Brahmanen geben, der ohne Gelübde und Erkenntnis ist, der die heiligen Schriften mißachtet und seinen Neid pflegt. Man mag aus Mitgefühl einer Person geben, weil sie arm, gequält oder krank ist. Aber man sollte solche Menschen nicht mit dem Glauben beschenken, daß man daraus irgendeinen höheren Nutzen ziehen oder dadurch religiöse Verdienste gewinnen kann. Es gibt keinen Zweifel daran, daß ein Geschenk, das einem vedenunkundigen Brahmanen gemacht wird, höchst unfruchtbar bleibt, aufgrund der Unwürdigkeit des Empfängers. Wie ein Elefant aus Holz oder eine Antilope aus Leder - so ist ein Brahmane, der die Veden nicht studiert und erfahren hat. Alle drei sind nur leere Namen. Wie ein Eunuch für Frauen unfruchtbar ist oder eine Kuh mit einer Kuh, wie ein federloser Vogel nicht mehr fliegen kann - ebenso ist ein Brahmane ohne vedische Erkenntnis. Wie ein Trankopfer in einen Aschehaufen, so ist ein Geschenk für einen unwissenden Brahmanen, der wie das Korn ohne Kern oder die Welle ohne Wasser ist. Ein unwissender Brahmane lebt wie ein Feind und wird zum Vernichter der Nahrung, die den Göttern und Ahnen dargebracht wird. Ein Geschenk an eine solche Person ist vergeblich. Er lebt wie ein Räuber (vom Wohlstand anderer). Er wird es nie schaffen, die Regionen der Seligkeit zu erreichen.

So habe ich dir, oh Yudhishthira, kurzgefaßt alles erzählt, was (von Manu bei dieser Gelegenheit) gesprochen wurde. Diese hohe Unterweisung sollten wahrlich alle hören, oh Stier der Bharatas.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter