Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 34 - Vyasa über die Sünde des Tötens

Vaisampayana fuhr fort:
Diese Worte von Yudhishthira hörend, dachte der inselgeborene Rishi für einige Zeit scharf nach und sprach dann zum Pandu Sohn wie folgt:

Erinnere dich an die Aufgaben eines Kshatriya, oh König, und gib dem Kummer nicht nach! All jene Kshatriyas, oh Bulle unter den Helden, sind bei der Erfüllung ihrer wahrhaften Aufgaben gefallen. Im Streben nach großem Wohlstand und Ruhm auf Erden waren all diese Ersten der Menschen dem Tode gewidmet und sind unter dem Einfluß der Zeit zugrunde gegangen. Du bist nicht ihr Mörder, noch deine Brüder Bhima, Arjuna oder die Zwillinge. Es ist die Zeit, die ihnen den Lebensatem nach dem großen Gesetz der Wandlung nahm. Die Zeit kennt weder Mutter noch Vater oder irgend jemand, dem sie geneigt wäre, eine besondere Gunst zu zeigen. Sie ist der Zeuge der Taten aller Wesen. Durch sie sind sie dahingegangen. Dieser Kampf, oh Stier der Bharatas, war nur eine von ihr bestimmte Gelegenheit. Sie veranlaßt den Untergang der Wesen, indem sie sich der Mithilfe der Wesen bedient. Das ist die Art und Weise, wie sie ihre unwiderstehliche Macht entfaltet. Erkenne, daß die Zeit (im Spiel mit den Wesen) von den karmischen Fesseln der Handlungen geprägt wird und damit der Zeuge aller heilsamen und unheilsamen Handlungen ist. Es ist die Zeit, welche die Früchte unserer Handlungen hervorbringt, die entsprechend voller Glück oder Leiden sind. Oh Starkarmiger, bedenke die Taten all jener Kshatriyas, die gefallen sind! Diese Taten waren die Ursachen ihres Unterganges, und nur dadurch wurden sie vernichtet. Bedenke auch deine Taten, insbesondere die Beachtung von Gelübden mit gezügelter Seele. Und bedenke auch, wie du vom Höchsten Lenker gezwungen wurdest, solche Taten auszuführen. Wie eine Waffe, die von einem Schmied oder Zimmermann gebaut wurde, unter der Kontrolle jener Person ist, die sie benutzt, und die sich bewegt, wie die Person sich bewegt, so wird dieses ganze Weltall von den Handlungen der Zeit kontrolliert (bzw. gesteuert) und bewegt sich entsprechend, wie sich die Handlungen bewegen. Wenn man erkennt, daß die Geburt und der Tod der Wesen kein dummer Zufall sind, sondern vollkommene Gesetzmäßigkeit (des Höchsten Lenkers), dann werden Freude und Leid völlig essenzlos. Doch obwohl diese Verwicklungen deines Herzens, oh König, eine bloße Wahnvorstellung sind, bedarfst du trotzdem der reinigenden Riten (um dich von deiner sogenannten Sünde zu befreien).

Es wird erzählt, oh Pandava, daß die Götter und Dämonen einst gegeneinander kämpften. Die Dämonen waren die älteren und die Götter die jüngeren Brüder. Wild war der Kampf zwischen ihnen im Begehren nach dem Wohlstand. Die Schlacht dauerte 32.000 Jahre. Nachdem die Erde ein ausgedehntes Meer aus Blut war, besiegten die Götter die Dämonen und gewannen sich den Himmel. Sogar eine große Schar Brahmanen, welche die Erde als Besitz erhielten und mit den Veden bekannt waren, bewaffneten sich damals und betäubt vom Stolz, halfen sie den Dämonen im Kampf. Sie waren als Salavrikas bekannt und zählten 88.000. Selbst sie wurden alle von den Göttern geschlagen. Denn jene Übelgesinnten, die den Untergang der Tugend wünschen und die Sündhaftigkeit vermehren, verdienen den Tod, wie auch die wütenden Dämonen durch die Götter getötet wurden. Wenn durch den Tod einer einzelnen Person eine ganze Familie gerettet werden kann oder durch den Tod einer einzelnen Familie ein ganze Königreich, dann wird solch eine Tat des Tötens keine Übertretung sein. Oft, oh König, erscheint die Sünde als Tugend oder die Tugend als Sünde. Nur jene mit Weisheit erkennen den Unterschied. So sei beruhigt, oh Sohn des Pandu, denn du hast die Weisheit der Veden. Du bist, oh Bharata, stets dem Pfad gefolgt, den einst die großen Götter gegangen sind. Menschen wie du fallen nicht in die Hölle, oh Stier der Pandavas. Tröste deine Brüder und all deine Freunde, oh Feindevernichter! Wer absichtlich sündige Taten begeht, der fühlt keine Scham (wie du), folgt immer weiter diesem Weg und sollte wirklich ein „großer Sünder“ genannt werden. Es gibt keine Sühne für ihn, und seine Sünden nehmen nicht ab. Doch du bist in einem edlen Geschlecht geboren. Gezwungen durch die Schuld von anderen, hast du diese Tat nicht gern getan und bereust sie sogar. So gebietet sich das großartige Pferdeopfer als Sühne für dich. Triff alle Vorbereitungen für dieses Opfer, oh Monarch, und du sollst von deinen Sünden befreit werden. Der göttliche Vernichter von Paka, der seine Feinde mit dem Beistand der Maruts besiegt hatte, führte nach und nach einhundert Opfer durch und wurde zum Satakratu (Indra). Von Sünde befreit hat er den Himmel gewonnen und viele Bereiche der Seligkeit, des großen Glücks und des Wohlstandes. So erstrahlt Indra von den Maruts umgeben in seiner Herrlichkeit und erleuchtet alle Richtungen. Als Gatte von Sachi wird er im Himmel von den Apsaras verehrt. Die Rishis und alle anderen Götter beten ihn mit ganzer Hingabe an.

Du, oh Yudhishthira, hast die Erde durch deine Heldenkraft gewonnen. All die Könige wurden durch dich, oh Sündloser, mit deiner Heldenkraft besiegt. So begib dich, oh König, mit deinen Freunden in ihre Königreiche und setz ihre Brüder, Söhne oder Enkel auf ihren Thron. Verhalte dich voller Güte sogar zu den ungeborenen Kindern im Mutterleib und mach deine Untertanen froh und glücklich, indem du über die Erde herrschst! Und falls sie keine Söhne mehr haben, so inthronisiere ihre Töchter. Denn Frauen lieben Vergnügen und Macht. Damit werden sie ihre Sorgen überwinden und wieder glücklich sein. Und nachdem das ganze Reich auf diese Weise befriedet ist, oh Bharata, verehre die Götter in einem Pferdeopfer, wie es der tugendhafte Indra in alten Zeiten tat. Es ist nicht angemessen für uns, noch weiter um jene hochbeseelten Kshatriyas zu klagen, oh Stier deiner Kaste. Sie wurden durch die Macht des Zerstörers besiegt und sind in Erfüllung der Aufgaben ihrer Kaste gefallen. Du hast damit deine Pflicht erfüllt und die Erde ohne Dornen gewonnen. So beachte auch weiterhin deine Pflichten, oh Sohn der Kunti, dann kannst du, oh Bharata, großes Glück in der kommenden Welt erreichen.


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