Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 16 - Bhima über Gesundheit

Vaisampayana sprach:
Nachdem Arjuna seine Rede beendet hatte, sprach der zorn- und energievolle Bhimasena zu seinem ältesten Bruder, wobei er seine ganze Geduld aufbrachte:

Du, oh Monarch, bist mit allen Aufgaben vertraut. Es gibt diesbezüglich nichts Unbekanntes für dich. Wir möchten stets deinem Verhalten folgen, aber leider können wir hier nicht mithalten! Ich wünschte wahrlich zu schweigen, doch von großem Kummer getrieben, werde ich zum Sprechen gezwungen. So höre meine Worte, oh Herrscher der Menschen! Durch dein verwirrendes Verhalten sind wir alle bedrückt, freudlos und schwach geworden. Wie kommt es, daß du als Herrscher der Welt, der in allen Zweigen des Lernens erfahren ist, durch diesen Kummer deinen Verstand so verdunkeln läßt wie ein Feigling? Die heilsamen und unheilsamen Wege der Welt sind dir bekannt. Es gibt nichts, was dir bezüglich der Zukunft oder Gegenwart verborgen ist, oh Mächtiger! So laß mich noch weitere Gründe aufzeigen, oh Monarch, damit du die Herrschaft ergreifen mögest. Höre mich mit ungeteilter Aufmerksamkeit:

Es gibt zwei Arten von Krankheiten, nämlich körperliche und geistige. Die eine entsteht jeweils aus der anderen. Keine von beiden kann als unabhängig betrachtet werden. Zweifellos kann geistige Krankheit aus körperlicher, sowie auch körperliche Krankheit aus geistiger entstehen. Das ist die Wirklichkeit. Wer der Sorge wegen vergangener physischer oder geistiger Leiden nachhängt, erntet Leid auf Leid und wird seine Sorgen stets vermehren. Kälte, Hitze und Wind sind die drei Grundeigenschaften des Körpers. Ihr Gleichgewicht ist ein Zeichen für Gesundheit. Wenn eine der drei über die anderen vorherrscht, sind Heilmittel beschrieben worden. Kälte wird durch Hitze ausgeglichen, und Hitze durch Kälte.

Güte, Leidenschaft und Dunkelheit (Sattwa, Rajas, Tamas) sind die drei Grundeigenschaften des Geistes. Ihr Gleichgewicht ist ein Zeichen für die geistige Gesundheit. Wenn eine von ihnen vorherrscht, sind ebenfalls Heilmittel beschrieben worden. Kummer wird durch Freude ausgeglichen und Freude durch Kummer. Wer gegenwärtig in Euphorie lebt, sollte das vergangene Leiden nicht vergessen. Wer gegenwärtig im Leiden versinkt, sollte sich an die vergangenen Freuden erinnern. Du jedoch warst (durch deine wahrhafte Güte) nie leidvoll im Kummer noch euphorisch in der Freude. Du müßtest deshalb nie dein Gedächtnis verwenden, um in freudvollen Zeiten der Trauer oder in leidvollen Zeiten der Freuden zu gedenken. Es scheint aber, daß das Schicksal übermächtig ist. Und wenn deine jetzige Niedergeschlagenheit aus deiner Natur kommt, warum bist du dann nicht geneigt, an jenen Anblick zu denken, als die wenig bekleidete Draupadi während ihrer Periode vor die Versammlung geschleppt wurde? Warum bist du nicht geneigt, an unsere Verbannung aus der Kuru Stadt zu denken, sowie an unser langjähriges Exil in den Wäldern, nur in Hirschfelle gekleidet? Warum hast du das Leiden vergessen, das durch Jatasura, dem Kampf mit Chitrasena oder die Beleidigung aus den Händen von Jayadratha, dem Sindhu König, uns begegnete? Warum hast du den Tritt von Kichaka vergessen, den Prinzessin Draupadi ertragen mußte, als wir im Verborgenen lebten?

Oh Feindevernichter, ein harter Kampf, der mit dem vergleichbar ist, den du mit Bhishma oder Drona gekämpft hast, steht nun vor dir, den du allerdings allein in deinem Geist bewältigen mußt. Wahrlich, dieser Kampf begegnet dir heute, wo keine Pfeile nötig sind, wo Freunde, Verwandte und Angehörige nicht helfen können, denn er will allein in deinem Geist gewonnen werden. Wenn du deinen Lebensatem aufgibst, bevor du in diesem Kampf gesiegt hast, dann wirst du einen anderen Körper annehmen und erneut gegen diese wirklichen Feinde kämpfen müssen. Deshalb beginne diesen Kampf noch heute, oh Stier der Bharatas, ohne Rücksicht auf die Leiden deines Körpers, aber mit Hilfe deiner Taten. Erkenne den Feind in deinem Geist und siege! Wenn du diesen Kampf nicht gewinnst, was soll aus dir werden? Wenn du aber siegst, oh Monarch, wirst du das große Ziel des Lebens erreichen. Verwende deine Vernunft dazu, um die richtigen und falschen Wege der Wesen zu erkennen, folge dem Pfad, den dein Vater vor dir gegangen ist, und regiere dein Königreich gerecht! Durch gutes Schicksal, oh König, wurde der sündhafte Duryodhana mit all seinen Anhängern geschlagen. Durch gutes Schicksal trägt Draupadi ihre Haare wieder wie früher. (Draupadi trug ihre Haare unfrisiert, seitdem sie von Dushasana daran gezogen wurde.) Führe mit den rechten Riten und reichen Gaben das Pferdeopfer durch! Wir sind deine Diener, oh Sohn der Pritha, wie auch Vasudeva mit der großen Energie.


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