Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 9 - Yudhishthira über Weltentsagung

Yudhishthira sprach:
Oh Arjuna, konzentriere einen Moment deine Aufmerksamkeit, betrachte deinen Geist und höre auf deine innere Seele. Wenn du meine Worte in solch einer seelischen Verfassung hörst, dann werden sie auf deine Zustimmung treffen. Alle weltlichen Vergnügungen aufgebend, werde ich mich auf diesen Pfad begeben, den die Rechtschaffenen beschreiten. Ich werde nicht für eigensinnige Ziele den Weg betreten, den du empfiehlst. Wenn du mich fragst, welchen vorzüglichen Pfad man beschreiten sollte, dann werde ich dir davon erzählen. Doch auch ungefragt, höre mich an:

Die Freuden und Gelübde der Weltmenschen aufgebend und strengste Buße übend, werde ich im Wald mit den Tieren wandern, die dort wohnen und von Früchten und Wurzeln leben. Ich werde zur rechten Stunde die Opfergaben ins Feuer gießen und am Morgen und Abend meine Waschungen ausführen. Ich werde mich durch Fasten abmagern, nur mit Tierhäuten bedecken und verfilzte Locken auf dem Kopf tragen. Kälte, Wind und Hitze, wie auch Hunger, Durst und Mühe erleidend, werde ich meinen Körper durch Buße auszehren, wie es die Schriften gebieten. Bezaubernd für Herz und Ohr werde ich täglich den klaren Rufen der fröhlichen Vögel und Tiere lauschen, die in den Wäldern wohnen. Ich werde den Duft von blühenden Bäumen und Kletterpflanzen genießen, und verschiedenste, zauberhafte Geschöpfe sehen, die im Walde wachsen. Ich werde dort in den Wäldern viele ausgezeichnete Einsiedler treffen, die keinem Wesen die geringste Verletzung antun. Was soll mir das Leben in der Stadt? Ein zurückgezogenes Leben führend und der Kontemplation gewidmet, werde ich von reifen und unreifen Früchten leben, und die Ahnen und Götter mit Darbringungen von wilden Früchten, Wasser und Lobliedern befriedigen. Auf diese Weise werde ich ein streng gezügeltes Waldleben führen und meine Tage damit verbringen, gelassen auf die Auflösung meines Körpers zu warten. Einsam lebend und das Schweigegelübde beachtend, werde ich mit glattrasiertem Kopf meine Nahrung gewinnen, indem ich jeden Tag nur einen Baum darum bitten werde. Meinen Körper mit Asche beschmierend und den Schutz von verlassenen Häusern suchend oder am Fuße von Bäumen liegend, werde ich leben und alle weltlichen Dinge aufgeben, die geliebten wie die verhaßten. Ohne in Leid und Freude, Tadel und Ehre, Hoffnung und Enttäuschung verstrickt zu sein, alles mit dem Auge der Einheit betrachtend und alle Gegensätze überwindend, werde ich leben und den Dingen der Welt entsagen. Ohne mit irgend jemandem zu sprechen, werde ich die äußere Form eines blinden und tauben Dümmlings annehmen, während ich in Zufriedenheit lebe und das Glück aus meiner innersten Seele strömen lasse. Ohne den vier Arten der Lebewesen die kleinste Verletzung anzutun, werde ich mich zu allen Wesen gleich verhalten, ob sie nun aufmerksam ihre Pflichten erfüllen oder nur dem Diktat ihrer Sinne folgen. Ich werde über niemanden spotten, noch über irgend jemanden die Stirn runzeln. Alle meine Sinne zurückhaltend, werde ich eine beständig klare Sicht gewinnen. Ohne irgend jemanden nach dem Weg zu fragen, werde ich jeden Weg gehen, der mir zufällt, und ohne Rücksicht auf Landesgrenzen und Himmelsrichtungen immer weitergehen. Wohin ich auch gehe, ich werde unabhängig sein und niemals zurückblicken. Mich vom Begehren und Zürnen befreiend, und meinen Blick nach innen gerichtet, werde ich weitergehen, und den Stolz der Seele und des Körpers abwerfen. Die Natur geht immer voran, deshalb wird Essen und Trinken irgendwie gegeben werden. So möge ich all jene Gegensätze überwinden (bzw. vergessen), die einem solchen Leben hinderlich sind. Wenn reines Essen selbst in kleinen Mengen nicht im ersten Haus gegeben wird, werde ich im nächsten darum bitten, aber nicht mehr als sieben Häuser nacheinander besuchen, um meine Wünsche zu erfüllen. Erst wenn der Rauch aus den Häusern verebbt, ihre Herdfeuer gelöscht, die Kochgerätschaften beiseite gelegt wurden, alle Hausbewohner ihr Essen eingenommen haben und Diener und Gäste versorgt sind, werde ich die Zeit für meine Bettelrunde wählen und Almosen in zwei, drei oder höchstens sieben Häusern erbitten. Ich werde über die Erde wandern, nachdem die Fesseln der Begierde gebrochen sind. Gelassenheit in Erfolg und Mißerfolg bewahrend, möge ich großes asketisches Verdienst erreichen. Weder werde ich mich benehmen wie einer, der das Leben liebt, noch wie einer, der den Tod sucht. Ich werde weder Zuneigung für das Leben noch Abneigung gegen den Tod hegen. Ob mir jemand einen Arm abschlägt oder ihn mir mit Sandelholzpaste einreibt, ich werde dem einen weder Übles wünschen, noch dem anderen besonders Gutes. Entsagend aller Taten, die man zur Förderung des Wohlstandes im Leben vollbringt, wird meine einzige Handlung das Öffnen und Schließen der Augen sein, und ich werde nur soviel essen und trinken, um das Leben gerade noch zu erhalten. Ohne jemals an einer Handlung anzuhaften und stets die Funktionen der Sinne zügelnd, werde ich alle Wünsche aufgeben und die Seele von allen Unreinheiten befreien. Und befreit von allen Anhaftungen, alle Fesseln und Bande gelöst, möge ich frei wie der Wind leben. In solcher Freiheit von Anhaftung, wird zeitlose Zufriedenheit sein.

Aus Begierde habe ich (wie viele andere Menschen) in Unwissenheit große Sünden begangen. Identifiziert mit einer bestimmten Klasse von Menschen, die hier sowohl heilsame als auch unheilsame Handlungen begehen, versorgen die Menschen ihre Ehepartner, Kinder und Angehörigen und sind vielfach gebunden durch Verwandtschaft, sowie durch Ursache und Wirkung. Wenn ihre Lebenszeit abläuft, werfen sie ihre geschwächten Körper ab, aber nehmen die Wirkungen all ihrer sündigen Taten mit sich, weil immer der Täter die Folgen seiner Taten trägt. Eben durch diese Last der Handlungen kommen die Wesen in dieses Rad des Lebens, das sich ständig wie ein Wagenrad dreht. Und wie sie hier erscheinen, so treffen sie auch ihre verkörperten Gefährten. Wer jedoch diesem Lauf des weltlichen Lebens entkommt, das in Wahrheit, obwohl alles so real und ewig erscheint, nur ein vergängliches Trugbild ist, und durch Geburt, Tod, Alter, Krankheit und Schmerz gequält wird, der wird sicherlich Seligkeit erreichen. Wenn sogar die großen Götter aus dem Himmel fallen und die großen Rishis von ihren jeweiligen Zuständen der Verehrung, wer würde, wenn er die Wahrheit von Ursache und Wirkung einmal erkannt hat, selbst noch himmlischen Wohlstand wünschen? Sogar schwache Könige, die verschiedene Handlungen bezüglich der kraftvollen Mittel der Könige (Versöhnung, Geschenke, Bestechung, usw.) einsetzten, konnten damit häufig andere Könige schlagen. Über diese Verhältnisse nachdenkend, ist dieser Nektar der Weisheit zu mir gekommen. Ihn erreicht, wünsche ich einen dauerhaften, ewigen und unvergänglichen Ort zu finden. Beständig in dieser Weisheit und auf diese Weise handelnd, werde ich mich auf den befreienden Pfad des Lebens begeben, und diese körperliche Begrenzung überwinden, die Geburt, Tod, Alter, Krankheit und Schmerz unterworfen ist.


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