Pushpak Mahabharata Buch 11Zurück WeiterNews

Kapitel 9 - Der Aufruf zum Handeln

Janamejaya fragte:
Oh Zweifachgeborener, nachdem der heilige Vyasa gegangen war, was tat König Dhritarashtra? Mögest du mir alles erzählen, auch über den Kuru König Yudhishthira, den hochbeseelten Sohn von Dharma. Und was geschah mit Kripa und den anderen beiden? Ich habe ja von den Leistungen Aswatthamans und den gegenseitigen Verfluchungen gehört. Erzähle mir, was als nächstes geschah und was Sanjaya (zum alten König) sprach.

Vaisampayana antwortete:
Nachdem Duryodhana gestorben war und alle Truppen vernichtet, wandte sich Sanjaya, der seine geistige Sicht verloren hatte, an König Dhritarashtra.

Und Sanjaya sprach:
Die Könige der verschiedenen Völker, die aus verschiedensten Regionen kamen, oh König, sind alle zusammen mit deinen Söhnen in das Totenreich gegangen. Dein Sohn, der beständig (um Frieden) gebeten wurde, aber immer nur bestrebt war, seine Feinde zu vernichten, hat damit die (Kshatriyas der) Erde ausgerottet. So veranlasse nun, oh König, daß die Totenriten für deine Söhne, Enkel und Väter gemäß der rechten Ordnung durchgeführt werden!

Vaisampayana fuhr fort:
Als der König diese schrecklichen Worte von Sanjaya hörte, sank er wieder zu Boden und blieb unbeweglich wie ein Toter liegen. Da näherte sich Vidura, der mit allen Aufgaben bekannt war, dem hingestreckten Monarchen und sprach:
Erhebe dich, oh König! Warum legst du dich auf die Erde? Gräme dich nicht, oh Stier der Bharatas! Das ist nun einmal das Ende aller Geschöpfe, oh Herr der Erde. Im Anfang sind die Geschöpfe unentfaltet, dann existieren sie einige Zeit, oh Bharata, und am Ende gehen sie wieder ins Unentfaltete. Welchen Grund zum Kummer gäbe es dafür? Durch Kummer kann man die Toten nicht wieder erwecken. Durch Kummer kann man den Tod nicht überwinden. Wenn das der Lauf der Welt ist, warum verlierst du dich im Kummer? Manche sterben, ohne je gekämpft zu haben. Manche leben, obwohl sie viele Schlachten geschlagen haben. Wenn die Zeit für einen Menschen gekommen ist, oh König, kann man nicht entfliehen. Die Zeit ergreift alle Arten der Geschöpfe. Ihr ist niemand besonders lieb oder verhaßt, oh Bester der Kurus. Wie der Wind die reifen Früchte von den Bäumen schüttelt, oh Stier der Bharatas, so geraten alle Geschöpfe unter den Einfluß der Zeit. Alle Wesen sitzen im gleichen Boot mit dem gleichen großen Ziel. Welchen Grund zum Jammern gibt es, wenn der Tod den einen früher als den anderen trifft? Und jene, oh König, die im Kampf gefallen sind, solltest du gleich gar nicht bejammern, weil alle diese Ruhmreichen zum Himmel aufgestiegen sind. Weder durch Opfer mit reichen Gaben noch durch asketische Entsagung oder das Studium der heiligen Schriften kann man so leicht zum Himmel aufsteigen, wie die Helden durch ihre Tapferkeit im Kampf. Alle diese Helden waren in den Veden erfahren, beachteten hohe Gelübde und sind gefallen mit dem Gesicht zum Feind gewandt. Welchen Grund zur Sorge gäbe es? Sie gossen ihre Pfeile als Trankopfer in die Körper ihrer tapferen Feinde, wie in ein Opferfeuer. Dafür ertrugen sie die Pfeile, die als Trankopfer auf sie selbst strömten. Ich sage dir, oh König, daß es für einen Kshatriya keinen besseren Weg zum Himmel gibt, als durch den Kampf. Sie alle waren hochbeseelte Kshatriyas, sie alle waren Helden und die Juwelen jeder Versammlung. So haben sie einen hohen Zustand der Glückseligkeit erreicht. Man sollte sich wahrlich nicht um sie grämen. So tröste dich selbst und gräme dich nicht, oh Bulle unter den Männern! Es ziemt sich für einen König nicht, von Sorgen überwältigt zu werden und alle Handlungen aufzugeben.


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