Pushpak Mahabharata Buch 11Zurück WeiterNews

Kapitel 5 - Über das Los der Menschen in der Welt

Dhritarashtra sprach:
Erkläre mir ausführlich die Wege jener Einsicht, auf denen man das Dickicht der Lebensaufgaben sicher durchqueren kann.

Vidura sprach:
Mit Verneigung vor dem Selbstexistenten, will ich deinem Geheiß folgen und dir berichten, wie die großen Weisen über das Dickicht des Lebens (das Samsara) sprechen. So wird erzählt, wie ein Brahmane, der in dieser großen Welt lebte, irgendwann in einen mächtigen und unzugänglichen Wald kam, wo es von Raubtieren nur so wimmelte. Bald war er von allen Seiten von zahllosen Löwen, Tigern, Elefanten und anderen furchteinflößenden Tieren umgeben, die alle ihr schreckliches Gebrüll ertönen ließen. So fürchterlich war dieser Wald, daß es Yama selbst gegruselt hätte. Angesichts dieses Waldes wurde das Herz des Brahmanen äußerst verwirrt. Die Haare standen ihm zu Berge, und die Angst war ihm ins Gesicht geschrieben, oh Feindevernichter. Doch einmal eingetreten, begann er nun hin- und herzulaufen und suchte in jeder Himmelsrichtung, um irgendwo Zuflucht und Schutz zu finden. Bestrebt, diesen schrecklichen Kreaturen zu entkommen, wanderte er angstvoll umher. Er kam aber nicht weit und konnte sich von ihrer Anwesenheit nicht befreien. Dann sah er, daß dieser schreckliche Wald mit einem Netz umgeben war und daß ein fürchterliches Weib dort stand und ihre Arme ausstreckte. Dieser große Wald war außerdem von vielen fünfköpfigen Schlangen mit schrecklichen Formen umzingelt, groß wie Berge, die bis zum Himmel reichen. Im Inneren war eine Grube, deren Rachen mit vielen harten und unnachgiebigen Kletterpflanzen und Gräsern bedeckt war. Und während der Brahmane so umherirrte, fiel er bald in diese versteckte Grube und verfing sich im Gewirr der Kletterpflanzen, die dicht miteinander verwoben waren. So hing er wie die große Frucht eines Brotbaumes an ihrem Stiel. Und während er so hing, mit den Füßen nach oben und dem Kopf nach unten, bedrohten ihn verschiedene weitere Katastrophen. Am Grund der Grube erblickte er eine große und mächtige Schlange und am Rand der Grube einen gewaltigen Elefanten. Der Elefant war dunkel, hatte sechs verschiedene Gesichter und zwölf Füße, und ging langsam um diese Grube herum, die mit Schling- und Kletterpflanzen bedeckt war und über der sich ein großer Baum wölbte. In den Zweigen dieses Baumes summten unzählige Bienen mit furchterregendem Gebrumm, die aus den honiggefüllten Waben kamen. In großen Schwärmen zogen sie dann unermüdlich umher und sammelten ihren Honig, oh Stier der Bharatas, der den Lebewesen so süß schmeckt, aber nicht einmal Kinder sättigen kann. Dieser Honig tropfte in vielen dünnen Fäden herab und der in der Grube Hängende trank immer wieder von diesen Tropfen. Verfangen in dieser quälenden Situation und beständig diesen Honig trinkend, konnte er jedoch seinen Durst niemals stillen. Ungesättigt vom wiederholten Honigschlürfen, wünschte er stets nach mehr. Trotz seiner Qual, oh König, griff er immer weiter nach dem Leben und sogar unter diesen Bedingungen war er noch voller Wünsche, obwohl bereits viele schwarze und weiße Ratten an den Wurzeln des Baumes nagten. So gab es überall Angst vor den Raubtieren, vor diesem grimmigen Weib am Rand des Waldes, vor der Schlange am Boden der Grube, vor diesem gewaltigen Elefanten über ihm, vor dem Fall des Baumes, an dem die Ratten nagten, und schließlich vor jenen Bienen, die um den Honig summten. Unter diesen qualvollen Bedingungen wohnte er immer weiter in dieser Wildnis, mit gebundenen Sinnen und stets voller Angst, sein Leben zu verlieren.


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