Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Harana Harana Parva - Familiengründungen

Kapitel 223 - Ende des Exils und die Rückkehr nach Indraprastha

Krishna überzeugt die Fürsten

Nachdem die Helden der Vrishnis auf solche Weise ihre Meinung kundtaten, sprach Krishna folgende Worte tiefer Bedeutung und wahrhafter Moral.

Krishna sprach:
Arjuna hat mit seiner Tat unsere Familie nicht beleidigt. Tatsächlich hat er unseren Ruhm vergrößert. Arjuna weiß, daß wir Satwatas nicht käuflich sind oder nach Reichtum gieren und daß eine Gattenwahl ungewiß ausgeht. Und wer würde die Annahme einer Braut loben, wenn sie ihm wie ein Haustier geschenkt wird? Wiederum, welcher Mann auf Erden würde seine Kinder verkaufen? Ich denke, Arjuna sah die Makel aller anderen Arten der Hochzeit, und raubte das Mädchen gemäß der Tradition. Und diese Verbindung ist höchst angemessen. Subhadra ist ein ruhmreiches Mädchen, ebenso ruhmvoll ist Arjuna. Bestimmt hat er dies beachtet, als er das Mädchen entführte. Und wer würde Arjuna nicht als Freund begehren, der im Geschlecht des berühmten Bharata, des Shantanu, und als Sohn der Tochter von Kuntibhoja geboren wurde? Ich sehe in der Welt der Rudras und in der von Indra kein Wesen, welches Arjuna mit Gewalt in der Schlacht besiegen könnte, außer vielleicht den dreiäugigen Gott Mahadeva selbst. Sein Wagen ist wohlbekannt und meine Pferde sind ihm vorgespannt. Ihr kennt Arjuna als Krieger und die Leichtigkeit seiner Hand. Wer ist ihm ebenbürtig? Und dies ist mein Ratschlag: Geht ihr voller Freude zu Arjuna, besänftig ihn und bringt ihn zurück. Wenn Arjuna uns erst besiegt und dann in seine Stadt heimkehrt, ist unser Ruhm vernichtet. Doch in einer Versöhnung liegt keine Schande.

Sie hörten seine Worte und taten, was er sagte. Von ihnen zur Umkehr bewegt, fuhr Arjuna zurück nach Dwaraka und wurde mit Subhadra verheiratet. Von den Söhnen der Vrishnis geehrt, verbrachte er ein ganzes Jahr in der Stadt und vergnügte sich dort, wie es ihm beliebte. Dann verbachte er die letzten Jahre seines Exils in der heiligen Region von Pushkara.

Rückkehr nach Indraprastha

Nachdem die zwölf Jahre vorüber waren, kehrte Arjuna nach Khandavaprastha zurück, trat zuerst vor den König und ehrte dann die Brahmanen. Dann ging er zu Draupadi, welche ihn eifersüchtig empfing: „Was machst du hier, Sohn der Kunti? Geh dorthin, wo Subhadra ist. Ein zweiter Knoten löst immer den ersten um ein Bündel, mag er auch noch so fest gewesen sein.“ Auf diese Weise beschwerte sich Draupadi immerfort. Doch Arjuna beruhigte sie und bat voller Respekt um Vergebung. Dann ging er zu Subhadra, welche in rote Seide gekleidet war, und schickte sie in dem einfachen Gewand einer Hirtin in die inneren Gemächer zu den Frauen des Palastes. In diesem einfachen Kleid sah Subhadra noch viel hübscher aus. Erst ehrte Subhadra mit den großen und leicht geröteten Augen Kunti. Diese gewann sie sofort lieb, schnupperte am Haupt der Maid mit den makellosen Gliedern und überhäufte sie mit vielen Segnungen. Dann eilte das Mädchen mit dem Gesicht wie der volle Mond zu Draupadi und ehrte sie mit den Worten: „Ich bin deine Dienerin.“ Da erhob sich Draupadi, umarmte liebevoll die Schwester von Krishna und sprach: „Möge dein Ehemann ohne Feinde sein.“ Und Subhadra stimmte mit frohem Herzen zu: „So sei es.“ Damit lebten die großen Krieger, die Pandavas, weiterhin glücklich mit ihrer Mutter zusammen.

Die Hochzeitsgeschenke der Yadavas

Vaisampayana erzählte weiter:
Als der große Bezwinger aller Feinde, Kesava (Krishna) mit der reinen Seele und den Augen wie Lotusblüten, erfuhr, daß Arjuna wieder zu Hause in Indraprastha war, da reiste er nebst seinem Bruder Balarama dorthin und viele hervorragende Krieger begleiteten ihn. Sauri kam, von einer großen Armee begleitet, die Krishna beschützte. Mit Sauri kam der großzügige, kluge und ruhmreiche Akrura, der Oberbefehlshaber des tapferen Vrishni Heeres. Es kamen der mächtige Anadhrishti, der kluge und ruhmreiche Uddhava mit der großen Seele und ein Schüler von Vrihaspati selbst. Auch kamen Satyaka, Satyaki, Kritavarman, Satwata, Pradyumna, Nishatha, Shankara, Charudeshna, der edle Jhilli, Viprithu, Sarana und Gada mit den mächtigen Armen und der Erste unter den gelehrten Männern. Sie alle und noch viel mehr Helden der Bhojas, Vrishnis und Andhakas kamen nach Indraprastha und brachten viele Hochzeitsgeschenke. Als König Yudhishthira erfuhr, daß Madhava (Krishna) angekommen war, sandte er ihm die Zwillinge entgegen, ihn zu empfangen und in die schön geschmückte Stadt zu führen. Die Straßen waren sauber gefegt, gewässert und mit Blumenkränzen und Zweigen geschmückt. Alles war mit Sandelwasser besprenkelt worden, welches angenehm duftete und kühlte. Überall verbrannte süß duftende Aloe. Die Stadt war voller freundlicher und gesunder Menschen und schmückte sich mit vielen Händlern. Die Bürger und Brahmanen der Stadt grüßten und ehrten Kesava, seinen Bruder Balarama und all die anderen Helden zu tausenden. Schließlich betrat Krishna den Palast des Königs, welcher der Wohnstatt Indras glich. Yudhishthira empfing seine Gäste mit den angemessenen Riten, zuerst Balarama, dann roch er an Krishnas Haupt und umarmte ihn herzlich. Höchst zufrieden über den Empfang grüßte nun auch Krishna demütig den König und seine Brüder. Dann empfing Yudhishthira alle Gefolgsleute von Krishna. Manche ehrte er als Höhergestellte, manche als Ebenbürtige, andere empfing er freundschaftlich, und immer wurde er respektvoll wieder gegrüßt. Dann übergab Hrishikesha (Krishna) der Familie des Bräutigams viele kostbare Reichtümer, und Subhadra bekam die Hochzeitsgeschenke von ihren Verwandten. Da wechselten tausend goldene Streitwagen die Seiten, mit klingenden Glöckchen und vier gut abgerichteten Pferden vorgespannt, tausend Kühe aus dem Land Mathura mit viel Milch und schöner Farbe, tausend Stuten mit goldenem Geschirr und mondweißem Fell, und tausend Maultiere, so schnell wie der Wind und wohl abgerichtet, mit weißem Fell und schwarzen Mähnen. Auch überreichte Krishna tausend erfahrene Dienerinnen, die beim Baden, Frisieren und Servieren zur Hand gingen, zarte Jungfrauen, schön gekleidet, mit strahlender Haut und viel Goldschmuck.

Subhadra bekam von Krishna zehn Wagenladungen reinstes Gold mit dem Glanz des Feuers als Mitgift. Balarama mit dem Pflug schenkte Arjuna tausend temperamentvolle Elefanten, jeder so groß wie ein Berg, unbezähmbar in der Schlacht, und mit allseits klingenden Glöckchen, Decken, goldenen Ornamenten und vorzüglichen Thronen ausgestattet. Diese große Meereswelle an Reichtum und Juwelen, welche die Yadavas überreichten, mit all den Kleidern und Decken als Meeresschaum, den Elefanten als Alligatoren und Haien und den Bannern als Schwimmpflanzen, vermischte sich mit dem Ozean der Pandavas und füllte ihn zum Leidwesen aller Feinde bis zum Rand.

Yudhishthira nahm alle Geschenke an und ehrte sämtliche großen Krieger, die bei ihm zu Gast waren. So verbrachten die Helden beider Geschlechter ihre Tage vergnüglich und fröhlich wie tugendhafte Menschen in den himmlischen Regionen. Mit frohen Herzen amüsierten sie sich, sangen, klatschten in die Hände, feierten und jubelten laut. So vergingen viele festliche Tage in Vergnügen und Spaß, bis die Helden der Vrishnis von den Kurus hochgeehrt wieder nach Dwaraka heimkehrten. Mit Balarama an der Spitze reisten sie heim und nahmen viele funkelnde Edelsteine mit sich, welche ihnen die Kurus übergeben hatten. Der hochbeseelte Krishna allerdings blieb bei Arjuna in der entzückenden Stadt Indraprastha. Der Ruhmreiche durchstreifte mit Arjuna die Ufer der Yamuna auf der Jagd nach Hirschen und wilden Ebern.

Die Söhne der Pandavas werden geboren

Nach einiger Zeit brachte Subhadra, die geliebte Schwester von Krishna, einen ruhmreichen Sohn zur Welt, wie Pulomas Tochter (Sachi) Jayanta (Indras Sohn) gebar. Dieser Sohn von Subhadra hatte lange Arme, eine breite Brust und große Augen wie ein Bulle. Der Held und Feindebezwinger wurde Abhimanyu genannt, denn der Sohn Arjunas war furchtlos und feurig. Der große Krieger wurde von Arjuna gezeugt und von der Tochter der Satwatas geboren, wie ein Opferfeuer aus Sami Holz mittels Reibung entzündet wird. Nach der Geburt dieses Sohnes gab Yudhishthira den Brahmanen tausende Kühe und ebenso viele goldene Münzen. Von Anfang an wurde dieses Kind der Liebling von Krishna Vasudeva und seiner Familie, wie der Mond allen Menschen lieb ist. So führte auch Krishna alle üblichen Riten zur Geburt des Kindes durch. Und Abhimanyu wuchs heran, wie der Mond in der hellen Monatshälfte. Schon bald wurde dieser Feindebezwinger mit den Veden bekannt und erhielt von seinem Vater das Wissen um sowohl himmlische als auch menschliche Waffen übertragen. Abhimanyu verfügte über große Stärke und erlernte die Kunst der Abwehr von Waffen, die Leichtigkeit der Hand und die Schnelligkeit in der Bewegung in allen Richtungen. Wie sein Vater wußte er um die heiligen Schriften und Riten der Religion. Wenn Arjuna seinen Sohn betrachtete, füllte sich seine Brust mit Freude. Abhimanyu hatte die Macht, jeden Feind zu bezwingen, und er trug alle glücksverheißenden Zeichen an seinem Körper. Im Kampf war er unbezwingbar. Sein Gesicht war so breit wie die Haube einer Schlange, und er war so stolz wie ein Löwe. Er trug einen großen Bogen, und seine Kraft war die eines brünstigen Elefanten. Sein Antlitz war so schön wie der volle Mond, seine Stimme so tief wie eine Kesselpauke, und er glich Krishna in Tapferkeit und Energie, Schönheit und Ebenmaß.

Auch die glückliche Draupadi bekam von ihren fünf Ehemännern fünf Söhne, die alle erstklassige Helden waren und unverrückbar in der Schlacht wie Berge. Prativindhya wurde dem Yudhishthira geboren, Sutasoma dem Bhima, Srutakarma dem Arjuna, Satanika dem Nakula und Srutasena dem Sahadeva - dies waren die fünf Helden, welche Draupadi gebar wie Aditi die Adityas. Mit ihrer Hellsicht erklärten die Brahmanen dem Yudhishthira, daß sein Sohn die Waffen der Feinde ertragen könne wie der Vindhya Berg, und so wurde er Prativindhya genannt. Da Bhimas Sohn geboren wurde, nachdem Bhima tausend Soma Opfer vollendet hatte, wurde er Sutasoma genannt. Weil Arjunas Sohn zur Welt kam, nachdem dieser aus dem Exil zurückgekehrt war und dort viele hervorragende Dinge vollbracht hatte, wurde er Srutakarma genannt. Nakula benannte seinen Sohn nach einem ruhmreichen königlichen Weisen der Kuru Dynastie. Und weil Sahadevas Sohn unter der Sternenkonstellation Vahnidaivata (Kirtika) geboren wurde, nannte man ihn nach dem Hauptmann der himmlischen Streitkräfte Srutasena (Kartikeya). Die Söhne Draupadis kamen im Abstand von einem Jahr zur Welt. Sie alle wurden ruhmreich und waren einander sehr zugetan. Bei ihnen führte Dhaumya, der Priester der Pandavas, alle nötigen Riten zur Geburt und Kindheit durch, wie Chudakarana und Upanayana (Scheren des Haupthaares bis auf eine Locke und die Verleihung der heiligen Schnur). Sie alle verfügten über hervorragendes Benehmen, Gelübde und das Wissen um die Veden. Und auch ihnen brachte Arjuna das Wissen um himmlische und menschliche Waffen bei. Alle Pandavas freuten sich sehr über ihre Söhne, die mit ihrer breiten Brust himmlischen Kindern glichen und große Krieger wurden.

Hier endet mit dem 223.Kapitel das Harana Harana Parva des Adi Parva im gesegneten Mahabharata.


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