Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 216 - Arjunas Exil im Wald, seine Heirat mit Ulupi

Vaisampayana sprach:
Als der starkarmige Arjuna, dieser Verbreiter des Ruhmes der Kurus, in den Wald zog, da folgten dem ruhmreichen Helden vedenkundige Brahmanen in einiger Entfernung. Darunter waren alle Arten von Brahmanen - jene, welche die Veden und die Vedangas kannten, die der Anbetung des Höchsten Geistes folgten, musisch Begabte, Erzähler von Puranas und anderen heiligen Geschichten, Asketen, Schüler, die dem Zölibat folgten, Waldeinsiedler, Brahmanen, welche liebenswürdig die himmlischen Geschichten darbrachten und noch viele andere angenehm sprechende Menschen. So reiste Arjuna wie Indra, dem die Maruts folgen. Auf seinem Weg erblickte der Held viele entzückende Landschaften, malerische Wälder, Teiche, Flüsse und Seen wie auch heilige Pilgerorte (Tirthas). Als er schließlich an der Quelle der Ganga angekommen war, dachte der mächtige Held daran, sich hier niederzulassen.

Höre nun, oh Janamejaya, welch wunderbare Tat dieser Beste der hochbeseelten Söhne Pandus hier vollbrachte. Als sich Arjuna und auch die ihm folgenden Brahmanen eingerichtet hatten, da führten die ruhmreichen Brahmanen viele Agnihotra Opfer durch. Täglich nahmen die gelehrten, ihren Gelübden treuen und niemals vom rechten Pfad abweichenden Brahmanen ihr reinigendes Bad im heiligen Strom, opferten dem Feuer geklärte Butter und Blumen und ehrten es mit vielen Mantras. So wurde die Gegend, in der die Ganga in die Ebene strömt, wunderschön. Eines Tages begab sich Arjuna wie üblich zum Fluß, um seine Reinigungen durchzuführen. Danach opferte er den Ahnen Wasser. Als er den Fluß wieder verlassen wollte, um nun seine Opferriten vor dem Feuer durchzuführen, wurde der langarmige Held von der sehnsuchtsvollen Ulupi, der Tochter des Naga Königs, unter Wasser gezogen. Sie trug den Sohn des Pandu in den schönen Palast ihres Vaters Kauravya. Auch dort brannte ein Opferfeuer, und der Sohn der Kunti beendete seine Riten mit Hingabe. Agni war sehr zufrieden, wie furchtlos Arjuna die Opfergaben in seine manifeste Form goß. Als Arjuna alle seine Riten beendet hatte, wandte er sich an die Tochter des Naga Königs und sprach lächelnd zu ihr: „Oh schönes Mädchen, welch voreilige Tat hast du begangen, du Zarte? Wem gehört dieses schöne Land? Wer bist du und wessen Tochter?“

Ulupi antwortete:
Es gibt einen Naga namens Kauravya, welcher der Airavata Linie entstammt. Ich bin, oh Prinz, seine Tochter, und mein Name ist Ulupi. Als ich dich, oh du Tiger unter den Männern, in den Strom gleiten sah, als du deine Waschungen vollführtest, da stahl mir der Gott der Liebe die Vernunft. Oh du Sündenloser, ich bin noch unverheiratet. Wegen dir bedrängt mich der Gott des Begehrens, oh Nachkomme der Kurus. Gewähre mir Befriedigung und gib dich mir hin.

Arjuna antwortete:
Ich stehe unter dem Befehl von Yudhishthira, dem Gerechten, und folge dem Gelübde des Brahmacharin für zwölf Jahre. Ich bin nicht frei zu handeln, wie es mir beliebt. Doch, du Wasserjungfer, wenn ich könnte, würde ich dir gern Vergnügen schenken. Niemals habe ich die Unwahrheit gesprochen. Sag mir daher, oh Naga Maid, wie ich mich verhalten mag, so daß ich deinen Wunsch erfüllen kann und mich nicht der Lüge oder Pflichtverletzung schuldig mache.

Ulupi sprach:
Ich weiß, oh Sohn des Pandu, warum du über die Erde wanderst und auf Geheiß deines Bruders ein Leben als Brahmacharin führst. Dies war die Vereinbarung, die ihr Brüder geschworen habt: Wer unter euch Ehemännern von Draupadi aus Unachtsamkeit den Raum betritt, in dem einer von euch mit ihr allein ist, muß für zwölf Jahre ein Leben als Brahmacharin in den Wäldern führen. Das Exil, das ihr geschworen habt, gilt deshalb nur Draupadi gegenüber. Du folgst der Pflicht, welche mit diesem speziellen Eid verbunden ist. Deine Tugend kann keine Minderung erfahren. Außerdem ist es eine Pflicht, oh du mit den großen Augen, daß man den Geplagten hilft. Deine Tugend wird nicht verringert, wenn du mich erlöst. Und selbst, wenn deine Tugend ein wenig abnimmt, oh Arjuna, gewinnst du großen Verdienst, indem du mich rettest. Wisse, ich bin deine Verehrerin, oh Partha. Gib dich mir hin, denn dies ist die Meinung der Weisen. Wenn du mich nicht annimmst, werde ich mich selbst vernichten. Gewinne dir großen Verdienst, oh Langarmiger, indem du mein Leben rettest. Ich suche bei dir Zuflucht, bester Mann. Du beschützt immer die Leidenden und Herrenlosen, oh Sohn der Kunti. Und ich suche deine Hilfe mit kummervollen Tränen. Ich werbe um dich und brenne vor Verlangen. Tu, was mir Erlösung bringt. Es gehört sich für dich, meinen Wunsch zu erfüllen und dich mir hinzugeben.

Vaisampayana sprach:
Nach diesen Worten der Naga Prinzessin folgte der Sohn der Kunti ihrem Wunsch, und seine Motivation war Tugend. So verbrachte der mächtige Arjuna die Nacht im Hause der Nagas und erhob sich mit der Sonne am nächsten Morgen. Von Ulupi begleitet kehrte er aus dem Palast von Kauravya in die Region zurück, wo die Ganga in die Ebene eintritt. Die bescheidene Ulupi nahm dort Abschied von ihm, und kehrte in ihr Reich zurück. Doch zuvor gewährte sie ihm den Segen, daß er im Wasser unbesiegbar sein würde: „Jedes amphibische Wesen soll von dir besiegt werden.“


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