Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Viduragamana Parva - Vidura kommt

Kapitel 202 - Dhritarashtra erfährt von der Heirat der Pandavas

Vaisampayana sprach:
Die Neuigkeit der Hochzeit der hübschen Draupadi mit den Söhnen des Pandu wurde von treuen Boten durch alle Länder getragen, und die Monarchen der Erde erfuhren davon. Sie erfuhren auch, daß der ruhmreiche Held, welcher den Bogen spannte und das Ziel abschoß, kein anderer als Arjuna war, dieser Beste der Krieger und Bogenschützen. Es wurde auch bekannt, daß der mächtige Krieger, welcher Shalya, den König der Madras, zu Boden schmetterte, und der zuvor mit seinem Zorn, seinem festen und furchtlosen Stand vor allen Feinden und der Entwurzlung des Baumes allen versammelten Monarchen gewaltige Angst eingejagt hatte, Bhima war, dieser Zerstörer aller feindlichen Reihen, dessen bloße Berührung ausreichend war, das Leben seiner Feinde zu nehmen. Alle Monarchen wunderten sich sehr, daß die Pandavas sich als friedvolle Brahmanen verkleidet hatten, denn sie hatten zuvor gehört, daß Kunti mit allen ihren Söhnen beim Brand im Lackhaus umgekommen war. Nun betrachteten sie die Pandavas als Menschen, welche nach dem Tod wieder ins Leben zurückgekommen waren. Über den grausamen Plan Purochanas sinnend, sprachen sie: „Oh Schande über Bhishma, und Schande über Dhritarashtra aus dem Geschlecht der Kurus!“

Als Duryodhana erfuhr, daß Draupadi Arjuna als ihren Herrn erwählt hatte, wurde er sehr betrübt. Mit schwerem Herzen kam er von seinen Brüdern, Aswatthaman, seinem Onkel Shakuni, Karna und Kripa begleitet in seine Hauptstadt zurück. Dushasana wisperte schandvoll errötend und sanft zu seinem Bruder: „Wenn sich Arjuna nicht als Brahmane verkleidet hätte, hätte er niemals Draupadi gewonnen. Nur wegen dieser Verkleidung, oh Prinz, erkannte ihn niemand als Dhananjaya. Das Schicksal ist unvermeidlich, so denke ich. Anstrengung ist fruchtlos, oh Bruder. Ja, Schande über unsere Mühen, denn die Pandavas sind immer noch am Leben!“ So sprachen sie zueinander, gaben Purochana die Schuld und betraten die Stadt Hastinapura mit freudlosen und elenden Herzen. Sie dachten beständig daran, daß die mächtigen Söhne der Kunti aus dem brennenden Lackhaus entkommen waren und sich mit Drupada verbündet hatten. Drupada hatte mächtige und kriegserfahrene Söhne wie Dhrishtadyumna und Sikhandin, und Duryodhana und seine Brüder waren ängstlich und verzweifelt.

Als Vidura erfuhr, daß Draupadi von den Söhnen Pandus gewonnen wurde und die Söhne Dhritarashtras in Schande und mit gedemütigtem Stolz heimgekehrt waren, freute er sich sehr. Er begab sich zu Dhritarashtra und sprach: „Die Kurus erfreuen sich eines glücklichen Schicksals.“ Und Dhritarashtra staunte über die Worte seines Bruders und rief freudig: „Welch gutes Schicksal, oh Vidura! Welch Glück!“ Denn der blinde Monarch wußte von nichts und dachte, daß sein ältester Sohn Duryodhana von Drupadas Tochter als Ehemann erwählt worden war. Sofort befahl der König, daß für Draupadi Schmuck angefertigt und daß sein Sohn und die Braut mit großem Pomp nach Hastinapura geleitet werden sollten. Doch da erzählte ihm Vidura, daß Draupadi die fünf Pandavas zu ihren Herrn erwählt hatte, und daß die Helden alle am Leben und gesund waren und Drupada sie mit großem Respekt empfangen hatte. Er erzählte dem König auch, daß sich die Pandavas mit vielen anderen Monarchen, welche zur Gattenwahl gekommen waren, und mit vielen Freunden und Verwandten Drupadas verbündet hatten, von denen jeder eine große Armee besaß. Da sprach Dhritarashtra zu Vidura: „Diese Kinder, oh Vidura, sind mir so lieb, wie sie Pandu waren. Nein, sie sind mir sogar lieber. Und höre, warum meine Zuneigung zu ihnen noch größer geworden ist. Die heldenhaften Söhne Pandus sind friedlich und gut. Sie haben sich viele Freunde gewonnen, welche alle sehr kraftvoll sind. Denn wer, oh Vidura, unter den Monarchen würde sich nicht Drupada mit seiner Familie zum Verbündeten wünschen, sowohl im Glück als auch in der Not?“

Vaisampayana fuhr fort:
Da antwortete ihm Vidura: „Oh König, laß dieses Verständnis von dir für hundert Jahre unvermindert andauern.“, und kehrte in sein Haus zurück. Danach kam Duryodhana nebst Karna zu Dhritarashtra und sprach zum Monarchen: „Wir können nicht über Sünde reden, wenn Vidura dabei ist, oh König. Nun bist du allein, und wir können alles sagen, was wir wollen. Was möchtest du nun tun, oh Monarch? Betrachtest du, oh Erster der Menschen, das Glück deiner Feinde als dein eigenes, weil du vor Vidura die Pandavas gelobt hast? Oh du Sündenloser, du handelst nicht, wie du solltest, oh König. Ach Vater, wir sollten alles dafür tun, daß jeden Tag die Stärke der Pandavas geschwächt wird. Es ist Zeit, daß wir uns beraten, oh Vater, damit die Pandavas uns nicht mit all unseren Kindern, Streitkräften, Freunden und Verwandten verschlingen.“


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