Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 197 - Die Pandavas erklären sich vor Drupada

Vaisampayana sprach:
Dann wandte sich der ruhmreiche König der Panchalas frohen Herzens an Prinz Yudhishthira wie an einen Brahmanen.

Drupada fragte:
Nun, sollen wir euch als Kshatriyas, Brahmanen, fähige Vaisyas oder Shudras ansehen? Oder sollten wir euch als Himmlische erkennen, welche sich als Brahmanen verkleidet haben und über die Erde schreiten, um die Hand Draupadis zu erhalten? Oh sagt es aufrecht, denn wir haben große Zweifel. Werden wir glücklich sein, wenn unsere Zweifel zerstreut sind? Oh ihr Feindebezwinger, war uns das Schicksal gnädig? Sagt es frei heraus! Die Wahrheit bekommt Monarchen besser als Opfer und die Widmung von Wasserstellen. Sagt uns daher nichts Unwahres, oh ihr himmlisch Schönen. Wenn ich eure Antwort vernommen habe, ihr Feindebezwinger, dann werde ich die Hochzeit meiner Tochter gemäß der Kaste durchführen, zu der ihr gehört.

Yudhishthira antwortete:
Sei unbesorgt, oh König, und laß Freude in dein Herz, denn dein langgehegter Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Wir sind Kshatriyas, oh König, und die Söhne des ruhmreichen Pandu. Wisse, ich bin der älteste Sohn der Kunti, dies sind Bhima und Arjuna. Von ihm wurde deine Tochter unter den versammelten Königen gewonnen. Die Zwillinge Nakula und Sahadeva und Kunti sind bei Draupadi. Oh du Bulle unter den Männern, hege keine Sorge mehr in deinem Herzen, denn wir sind Kshatriyas. Deine Tochter wurde wie ein Lotus nur von einem Teich zum nächsten geschafft. Oh König, du bist unser verehrter Vater und die höchste Zuflucht. Nun habe ich dir die volle Wahrheit gesagt.

Vaisampayana fuhr fort:
Nach diesen Worten rollten Drupadas Augen in Ekstase und vor lauter Euphorie konnte der König einen Moment lang nicht sprechen. Dann antwortete der tugendhafte Monarch freudestrahlend in angemessenen Worten und erkundigte sich, wie die Pandavas aus der Stadt Varanavata entkommen konnten. Und der Sohn des Pandu erzählte Drupada von ihrer Flucht aus dem Lackhaus in allen Einzelheiten. Als König Drupada alles vernommen hatte, tadelte er Dhritarashtra, den Herrscher der Menschen, und sicherte Yudhishthira alle Hilfe zu. Und außerdem schwor dieser Beste unter den redegewandten Männern, den väterlichen Thron für Yudhishthira zurückzugewinnen. Dann nahmen Kunti, Draupadi und die Brüder auf des Königs Wort ihr Quartier im Palast und lebten fortan bei König Drupada, welcher sie mit dem höchsten Respekt behandelte. Kurz darauf trat König Drupada, welcher nun mit allem Geschehenen zufrieden war, zusammen mit seinem Sohn vor Yudhishthira.

Drupada sprach:
Oh du Starkarmiger, laß nun den Kuru Prinzen Arjuna am heutigen glücksverheißenden Tag die Hand meiner Tochter nach Brauch und Sitte ergreifen und ihn mit den vorbereitenden Riten für die Hochzeit beginnen.

Yudhishthira antwortete:
Oh großer König, ich werde auch heiraten müssen.

Drupada erwiderte:
Wenn es dir beliebt, dann nimm du die Hand meiner Tochter mit den rechten Riten. Oder gib Draupadi an den Bruder, den du bestimmst.

Da sprach Yudhishthira:
Deine Tochter, oh König, soll unser aller gemeinsame Königin sein. So wurde es von unserer Mutter bestimmt, oh Monarch. Ich bin noch unverheiratet und auch Bhima. Dieses Juwel, deine Tochter, wurde von Arjuna gewonnen. Und dies ist unsere Regel: Daß wir uns gleichermaßen aller Juwelen erfreuen, die wir erhalten mögen. Oh bester Monarch, diese Verhaltensmaßregel können wir nicht brechen. Daher soll Draupadi unsere gemeinsame Gattin werden. Laß uns alle nacheinander ihre Hand vor dem Feuer ergreifen.

Drupada antwortete:
Oh Nachfahre der Kurus, es ist üblich, daß ein Mann viele Ehefrauen haben kann. Doch es wurde noch nie von uns vernommen, daß eine Frau viele Ehemänner haben darf. Oh Sohn der Kunti, du bist rein und mit den Regeln der Moral vertraut. Es ziemt sich nicht für dich, eine sündige Tat zu begehen, die im Widerspruch zu Brauch und Veden steht. Warum hast du dich zu so etwas entschlossen?

Yudhishthira sprach daraufhin:
Oh Monarch, die Moral ist subtil. Wir kennen nicht ihren Lauf. So laßt uns den Pfaden folgen, die von den Ruhmreichen in vergangenen Zeiten beschritten wurden. Meine Zunge hat noch niemals eine Lüge ausgesprochen, und mein Herz hat sich noch nie der Sünde zugewandt. Meine Mutter hat es so geboten, und mein Herz ist einverstanden. Und deswegen, oh König, ist es vereinbar mit der Tugend. So handle ohne Scheu und hab keine Furcht, oh König.

Da meinte Drupada:
Oh Sohn der Kunti, deine Mutter, mein Sohn und auch du sollten die Sache untereinander bereden. Verkündet mir dann das Resultat eures Gesprächs, und ich werde entscheiden, was angemessen ist.

Vaisampayana sprach:
So debattierten nun Kunti, Yudhishthira und Dhrishtadyumna über die Sache. Zur gleichen Zeit kam der inselgeborene Vyasa im Laufe seiner Wanderung an jenen Ort und trat zu ihnen.


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