Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 193 - Verwirrung um Draupadi

Als die ruhmreichen Söhne der Kunti ins Haus des Töpfers zu ihrer Mutter heimkehrten, stellten sie Draupadi als ihr heute erhaltenes „Almosen“ vor. Und Kunti antwortete von drinnen, noch bevor sie ihre Söhne tatsächlich erblickte: „Genießt es gemeinsam!“ Einen Augenblick später sah sie Draupadi und rief erschrocken: „Oh, was habe ich gesagt?!“ Voller Angst vor Sünde, und nachdenklich, wie alle aus der Situation wieder herauskommen könnten, nahm sie die glückliche Draupadi bei der Hand und trat zu Yudhishthira mit den Worten: „Als diese Tochter von Drupada mir von deinem jüngeren Bruder als gewonnenes Almosen vorgestellt wurde, oh König, da sprach ich aus Unwissenheit, was für Almosen passend war: Genießt ihr alle, was ihr erhalten habt. Oh Bulle des Kuru Geschlechts, sag mir, wie meine Worte nicht unwahr werden, wie die Tochter des Königs von Panchala nicht von Sünde berührt und auch nicht unglücklich wird.“

Vaisampayana sprach:
Der kluge Yudhishthira dachte eine Weile nach, beruhigte Kunti und sprach dann zu Arjuna: „Durch dich, oh Phalguna, wurde Draupadi gewonnen. Daher ist es angemessen, daß du sie heiratest. Oh du Feindebezwinger, entzünde das heilige Feuer und nimm ihre Hand mit den rechten Riten.“ Doch Arjuna erwiderte: „Oh König, übergib mich nicht der Sünde. Dein Wort geht nicht mit Tugend einher. Diesem Pfad folgen die Sündhaften. Du hast das erste Anrecht sie zu heiraten, dann der starkarmige Bhima, dann ich, Nakula und zuletzt der rührige Sahadeva. Wir Brüder und auch die Maid, oh Monarch, erwarten deinen Befehl. Überlege und beschließe das Rechte nach Lage der Dinge, damit es Tugend und Ruhm dienlich und dem König von Panchala zuträglich sei. Wir alle gehorchen dir, oh befiehl, wie du es wünschst.“

Nach diesen Worten voller Respekt und Liebe sahen alle die Prinzessin von Panchala an. Und auch die Prinzessin schaute sie alle nacheinander an. Dann blickten sich die Prinzen untereinander in die Augen, setzen sich nieder, und konnten nur noch an Draupadi denken. Denn nach diesen tiefen Blicken hatte der Gott der Liebe ihre Herzen eingenommen und begann, ihre Sinne zu verschleiern. Die atemberaubende Schönheit von Panchali war vom Schöpfer selbst gestaltet worden. Sie übertraf die aller anderen Frauen auf Erden und konnte das Herz eines jeden Wesens gefangennehmen. Als Yudhishthira seine jüngeren Brüder betrachtete, verstand er, was sie in ihrem Geist geschah und sorgte sich, daß die Brüder uneins werden könnten. Plötzlich erinnerte er sich an die Worte des inselgeborenen Vyasa und sprach zu ihnen allen: „Die glücksverheißende Draupadi soll die gemeinsame Gattin von uns allen sein.“

Vaisampayana fuhr fort:
Mit großer Freude drehten und wendeten die Pandavas die Worte ihres ältesten Bruders in ihrem Geist. Da trat Krishna, dieser Held der Vrishnis, mit seinem Bruder Balarama, dem Sohn der Rohini, ins Haus des Töpfers und erblickte den sitzenden Yudhishthira von schöner Gestalt und mit seinen langen Armen, wie er von seinen feurig glänzenden Brüdern umgeben war. Vasudeva trat vor den tugendhaften Yudhishthira, berührte seine Füße und sprach: „Ich bin Krishna.“ Und sein Bruder Balarama tat es ihm nach. Und auch Kunti, die Schwester ihres Vaters, wurde von ihnen solcherart begrüßt. Da freuten sich die Pandavas sehr, erkundigten sich nach Krishnas Wohlergehen und fragten ihn: „Wie konntest du uns finden, oh Vasudeva, wo wir uns doch verkleidet haben?“ Lächelnd antwortete Krishna: „Oh König, wenn das Feuer auch verborgen ist, so erkennt man es dennoch. Wer, außer den Pandavas, könnte solche Stärke zeigen? Ihr Söhne des Pandu, durch ein gutes Schicksal seid ihr dem Brand im Lackhaus entkommen. Und dasselbe gute Schicksal konnte die Pläne der hinterhältigen Söhne Dhritarashtras und ihrer Berater vereiteln. Seid gesegnet! Möge euer Vermögen wachsen, wie ein Feuer im Verborgenen langsam größer wird, um sich dann überall auszubreiten. Doch bevor irgendeiner der Monarchen euch erkennt, laßt uns gehen und zu unserem Nachtlager zurückkehren.“ So nahmen sie Abschied, und Krishna, dessen Frieden keinen Verfall kannte, und sein Bruder verließen schnell das Haus des Töpfers.


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