Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 184 - Warum Vasishta mit König Kalmashapadas Frau einen Sohn zeugte

Arjuna fragte:
Aus welchem Grund, oh Gandharva, befahl König Kalmashapada seiner Königin zu seinem Lehrer Vasishta zu gehen, diesem Besten unter allen Vedenkennern? Und warum ging der ruhmreiche und große Rishi Vasishta höchstselbst zu einer Frau, die er nicht hätte berühren dürfen, wo er doch alle Gebote der Tugend kannte? Oh Freund, war dies eine sündige Tat von Vasishta? Bitte zerstreue meine Zweifel in der Sache, die ich dir zur Lösung übergebe.

Der Gandharva erzählte:
Oh unbezwingbarer Dhananjaya, höre, und ich werde dir deine Fragen zu Vasishta und König Kalmashapada beantworten. Nun, du Bester der Bharatas, ich habe dir schon alles darüber erzählt, wie König Kalmashapada von Shaktri, dem ruhmreichen Sohn Vasishtas, verflucht wurde. Unter dem Einfluß des Fluchs verließ der König mit wütend rollenden Augen die Stadt, während ihn seine Gattin begleitete. Die beiden begaben sich in einsame Wälder und wanderten umher. Eines Tages kam der verfluchte König in einen Wald, in dem viele Hirsche und andere Tiere des Waldes lebten, eine reiche Vielfalt an Pflanzen, Bäumen, Büschen, Kletterpflanzen wuchsen, und viele laute Rufe von Vögeln erschallten. Der Hunger plagte ihn sehr und so suchte der Monarch nach Nahrung. Rasend vor Hunger sah er endlich in einem einsamen Teil des Waldes einen Brahmanen, der gerade mit seiner Frau schlief. Erschrocken rannte das Paar beim Anblick des Monarchen davon, beide mit unbefriedigtem Begehren. Der König verfolgte das Paar und ergriff gewaltsam den Brahmanen. Da bat die Gattin des Brahmanen: „Höre mich an, oh Monarch der vorzüglichen Gelübde! Es ist in der ganzen Welt bekannt, daß du im Sonnengeschlecht geboren wurdest, und daß du immer achtsam der Moral verpflichtet warst und dich dem Dienst an Höherem widmest. Oh du Unbezwingbarer, du darfst keine Sünde begehen, auch wenn du deines Verstandes beraubt wurdest. Ich bin in meiner fruchtbaren Phase, und sehnsüchtig vereinte ich mich mit meinem Ehemann. Doch ich wurde noch nicht befriedigt. Sei uns gnädig, oh bester König. Gib meinen Gatten frei.“ Doch der Monarch hörte nicht auf ihr Flehen und verschlang ihren Ehemann wie ein Tiger seine Beute. Als sie dies mit ansehen mußte, vergoß die Frau vor Zorn heiße Tränen, welche sich vor ihr in ein loderndes Feuer verwandelten. Voller Kummer über das Elend ihres Gatten, verfluchte die Brahmanin zornig den königlichen Weisen Kalmashapada: „Weil du heute vor meinen Augen meinen geliebten und ruhmreichen Ehemann verschlungen hast, bevor unser Begehren gestillt war, wirst auch du durch meinen Fluch in jenem Moment den Tod finden, in dem du dich mit deiner Frau in ihrer fruchtbaren Phase vereinst. Deine Gattin soll nur einen Sohn gebären, wenn sie sich mit Vasishta vereinigt, dessen Söhne du verschlungen hast. Und nur dieser Sohn, du Schlimmster aller Könige, wird der Fortführer deiner Linie sein.“ Nach diesem Fluch ging die Dame mit allen besonderen Zeichen vor den Augen des Monarchen in das lodernde Feuer ein.

Durch seine asketische Macht und spirituelle innere Sicht wußte der ruhmreiche und hohe Vasishta sofort alles, was geschehen war. Lange Zeit später, als der König vom Fluch befreit war, ging Kalmashapada zu seiner Gattin Madayanti, als sie bereit war. Unter dem Einfluß der Lust hatte er den Fluch vergessen. Doch Madayanti hielt ihn sanft von seinem Vorhaben ab, und dem Besten der Könige kam nun die schreckliche Erinnerung wieder. Bitterlich bereute er, was er getan hatte. Und aus diesem Grund, oh Bester der Männer, bat der mit dem Fluch der Brahmanin beladene Monarch Vasishta um einen Sohn mit seiner Königin.


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