Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 168 - Die Geschichte von Drona und Drupada

Der Brahmane erzählte:
In der Gegend, in der die Ganga sich in die weite Ebene ergießt, lebte ein großer Rishi, der sich härtester Buße zugewandt hatte. Er folgte strengen Gelübden, hatte große Weisheit und hieß Bharadvaja. Eines Tages, als der Rishi zur Ganga kam, um seine Waschungen zu vollführen, erblickte er die Apsara Ghritachi, welche vor ihm ihre Waschungen vollendet hatte. In dem Augenblick erhob sich ein Wind und trug die Kleider der Apsara fort. Als der Rishi sie nackt sah, fühlte er den Einfluß des Begehrens. Seit seiner Jugend war er dem Keuschheitsgelübde gefolgt, und sogleich, als er das Begehren spürte, floß sein Samen aus ihm heraus. Der Rishi fing ihn mit einem Wassertopf auf, indem ihm ein Sohn namens Drona (der Topfgeborene) geboren wurde. Drona studierte die Veden und all ihre Zweige. Sein Vater Bharadvaja hatte einen Freund namens Prishata. Er war der König von Panchala. Ungefähr zu der Zeit, als Drona geboren wurde, kam auch der Sohn des Königs namens Drupada zur Welt. Drupada kam jeden Tag zur Einsiedelei des Bharadvaja und spielte und studierte mit Drona. Nach Prishatas Tod folgte ihm Drupada auf den Thron. Zu dieser Zeit hörte Drona, daß Rama (mit der Axt) sich in die Wälder zurückziehen wollte und entschlossen war, all seinen Reichtum wegzugeben. So begab sich der Sohn Bharadvajas zu Rama und sprach zu ihm: „Oh bester Brahmane, ich bin Drona und gekommen, von dir Wohlstand zu erhalten.“ Rama erwiderte: „Ich habe alles weggegeben. Du kannst nur noch um meinen Körper oder meine Waffen bitten.“ Da sprach Drona: „Bitte gib mir all deine Waffen zusammen mit dem Wissen, wie man sie gebraucht und zurückholt.“ Rama, dieser Nachfahre des Bhrigu, stimmte zu: „So sei es.“, und übergab Drona all seine Waffen. Danach betrachtete sich Drona als mit Erfolg gekrönt und war sehr glücklich, denn er erhielt von Rama diese höchste Waffe namens Brahma, welche ihn entschieden über andere Menschen erhob. Danach ging der mächtige Drona zu Drupada, diesem Tiger unter den Monarchen, und sprach: „Ich bin dein Freund.“ Doch Drupada entgegnete: „Einer von niederer Geburt kann nicht der Freund von jemandem sein, dessen Linie rein ist. Wer kein Wagenkrieger ist, kann nicht einen Wagenkrieger zum Freund haben. So kann ein König niemanden zum Freund haben, der kein König ist. Warum verlangst du nach unsere einstigen Freundschaft?“

Schwer gekränkt beschloß der kluge Drona einen Plan, den König der Panchalas zu demütigen, und begab sich in die Hauptstadt der Kurus, die nach dem Elefanten benannt ist. Bhishma übergab dem weisen Sohn des Bharadvaja seine Enkelsöhne als Schüler und viel Vermögen. Und Drona rief seine Schüler zusammen und sprach zu ihnen: „Ihr Sündenlosen, es schickt sich für euch, mir nach Beendigung eurer Ausbildung an den Waffen meinen herzlich ersehnten Tribut zu zahlen.“ Da antworteten Arjuna und die anderen: „So sei es.“ Nach einiger Zeit, als die Pandavas fähige und zielsichere Krieger geworden waren und Drona sie für fähig hielt, verlangte er seine Bezahlung und sprach zu ihnen: „Drupada ist der Sohn des Prishata und König von Chatravati. Nehmt ihm sein Königreich und übergebt es mir.“ Da besiegten die Pandavas den Drupada in der Schlacht, nahmen ihn mitsamt seinen Ministern gefangen und übergaben ihn Drona. Als Drona den besiegten Monarchen vor sich sah, sprach er: „Oh König, ich bitte erneut um deine Freundschaft. Und weil einer, der kein König ist, auch keinen König zum Freund verdient, habe ich beschlossen, oh Jajnasena, dein Königreich unter uns aufzuteilen. Du wirst der König der Gebiete südlich der Ganga, und ich regiere den Norden.“ Der König von Panchala antwortete dem weisen Sohn des Bharadvaja, diesem besten Brahmanen und Ersten aller Waffenträger: „Oh du Hochbeseelter, gesegnet bist du. Laß es so geschehen und zwischen uns ewige Freundschaft sein, wie du es wünschst.“ So sprachen sie und beschlossen das andauernde Band zwischen sich. Danach trennten sich ihre Wege. Doch der Gedanke an die Demütigung verließ die Erinnerung des Königs Drupada für keinen Moment. Mit trauerndem Herzen wurde der König immer schwächer.


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