Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 160 - Die Rede der Ehefrau

Danach ergriff die Ehefrau des Brahmanen das Wort:
Oh Brahmane, du solltest nicht wie ein gewöhnlicher Mensch trauern. Es ist auch nicht die Zeit für Klagen. Denn du bist gelehrt. Du weißt, daß alle Menschen sicher sterben müssen. Niemand sollte um etwas trauern, was unvermeidbar ist. Ehefrau, Tochter, Sohn - all diese sind um dein Selbst bemüht. Du hast hervorragendes Wissen, also wirf dein Leid von dir. Ich selbst werde gehen. Denn dies ist die ewige und höchste Pflicht für Ehefrauen, daß sie ihr Leben opfern, um dem Ehemann Gutes zu tun. Meine Tat wird dich glücklich machen, und mir Ruhm in dieser Welt und ewige Seligkeit in der nächsten bringen. Das ist wahrlich die höchste Tugend, glaube mir. Dadurch wirst du sowohl Tugend als auch Glück erlangen. Die Absicht, wofür man sich eine Ehefrau wünscht, hast du schon durch mich erreicht. Ich habe dir eine Tochter und einen Sohn geboren, und bin nun befreit von meiner Schuld dir gegenüber. Du bist sehr wohl in der Lage, deine Kinder zu lieben und zu unterhalten. Ich könnte sie nie versorgen und lieben, wie du es kannst. Du bist mein Leben, mein Wohlstand und mein Herr. Wie sollen ich und diese Kinder ohne dich nur leben? Verwitwet und ohne Meister, mit zwei kleinen Kindern, die von mir abhängen - wie soll ich die beiden am Leben erhalten ohne dich und dabei ein ehrbares Leben führen? Wenn unehrenhafte und unwürdige Menschen, die eine Verbindung mit dir nicht verdienen, um deine Tochter werben, wie könnte ich das Mädchen beschützen? Wie Vögel gierig nach Fleischfetzen suchen, die auf den Boden geworfen wurden, so bedrängen Männer eine Frau, die ihren Ehemann verloren hat. Doch wenn mich hinterhältige Männer umwerben, oh bester Brahmane, dann schwanke ich vielleicht und bin nicht in der Lage, auf dem von allen ehrbaren Menschen begehrten und tugendhaften Pfad weiterzugehen. Und wie soll ich dann in der Lage sein, die einzige Tochter deines Hauses, dieses unschuldige Mädchen, auf den tugendhaften Pfad ihrer Ahnen zu bringen? Und wie soll ich deinem Sohn alle wünschenswerten Fähigkeiten beibringen, damit er so tugendhaft wird wie du, wenn ich ohne Meister alles entbehre? Ohne Herrn werden mich unwürdige Menschen überwältigen und die Hand deiner Tochter fordern, wie Shudras die Veden hören möchten. Und wenn ich ihnen das Mädchen von deinem Blut und deinen guten Eigenschaften nicht übergebe, dann rauben sie vielleicht gewaltsam deine Tochter, wie Krähen die Opferbutter stehlen. Doch wenn dein Sohn dir nicht ähnlich wird, und deine Tochter unter die Kontrolle von unwürdigen Menschen gerät, dann wird mich die Welt verachten. Ich werde mich nicht mehr kennen und sicher sterben. Und ohne Vater und Mutter werden diese Kinder vergehen wie Fische auf dem Trockenen. Ja, ohne dich werden wir alle drei sterben.

Also, opfere mich! Oh Brahmane, es wird gesagt, daß es für Frauen, die ihren Männern Kinder geboren haben, der höchste Verdienst ist, vor ihrem Herrn zu sterben. Ich bin bereit, diesen Sohn und diese Tochter zu verlassen, meine Kinder und mein Leben für dich zu opfern. Für Frauen ist es die höhere Pflicht, ihrem Herrn angenehme Dienste zu leisten; viel höher als Opfer, Askese, Gelübde und alle Arten von Almosen. Mein Entschluß ist daher von höchster Tugend, für dein Wohl und das deines Geschlechts. Die Weisen sagen, daß man an Kindern, Verwandten, Ehefrauen und allen liebgewonnenen Dingen nur festhält, um sich vor Gefahr und Kummer zu beschützen. Man muß seinen Wohlstand bewahren, um sich in der Gefahr zu retten. Und mit Wohlstand ehrt und beschützt man seine Gattin. Doch sich selbst muß der Mann beschützen mittels seiner Frau und seines Wohlstandes. Die Gelehrten haben die Wahrheit formuliert, daß Gattin, Sohn, Wohlstand und Haus mit der Absicht erworben werden, um für vorhersehbare und unvorhersehbare Unfälle Vorsorge zu treffen. Sie haben auch gesagt, daß alle Verwandten nicht so viel wiegen wie man selbst. Also, verehrter Herr, beschütze dich, indem du mich verbannst. Oh gewähre mir die Erlaubnis, damit ich mich opfern kann. Denke an meine Kinder. Die in den Regeln der Moral Gelehrten haben in ihren Ausführungen gesagt, daß eine Frau niemals getötet werden soll und daß Rakshasas die Regeln der Moral kennen. Es ist wohl sicher, daß ein Rakshasa einen Mann tötet. Doch es ist ungewiß, ob er eine Frau tötet. Es ziemt sich für dich, in den Regeln der Moral Gelehrten, mich vor den Rakshasa zu stellen.

Ich habe viel Glück und Angenehmes erfahren und großen religiösen Verdienst erworben. Ich habe von dir Kinder bekommen, die mir so lieb sind. Es dauert mich nicht zu sterben. Ich habe Kindern das Leben geschenkt und bin alt geworden. Und ich wünsche mir, dir Gutes zu tun. All dies zusammen führt mich zu meinem Entschluß. Oh verehrter Herr, verbanne mich und nimm dir eine andere Frau. Durch sie wirst du erneut religiösen Verdienst gewinnen. Es ist keine Sünde darin. Wenn ein Mann mehrere Frauen hat, ist dies eine verdienstvolle Tat. Nur für Frauen ist es Sünde, einen zweiten Ehemann nach dem ersten anzunehmen. Überlege dir alles und denke daran, daß du als Opfer tadelnswert bist. Oh befreie dich sogleich, dein Geschlecht und deine Kinder!

Vaisampayana fuhr fort:
Der Brahmane umarmte seine Frau und beide weinten leise und kummervoll.


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