Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 136 - Die Prinzen zeigen ihre Künste vor dem Hof

Als Drona die Söhne von Pandu und Dhritarashtra als fähige Krieger einschätzte, sprach er zu König Dhritarashtra in Anwesenheit von Kripa, Somadatta, Valhika, dem weisen Sohn der Ganga (Bhishma), Vyasa und Vidura: „Oh du Bester der Kuru Könige, deine Kinder haben die Ausbildung abgeschlossen. Erteile ihnen nun die Erlaubnis, ihr Können zu zeigen.“ Mit freudigem Herzen antwortete ihm der König: „Oh bester Brahmane, du hast eine große Tat vollbracht. Bestimme du Zeit und Ort, wo, wann und wie die Prinzen ihre Vorführung darbringen sollen. Nun überkommt mich Trauer ob meiner Blindheit, und ich beneide jeden, der mit Augenlicht gesegnet ist und den Heldenmut meiner Kinder sehen kann. Oh Vidura, sorge für alles, was Drona befiehlt. Oh du der Tugend Hingegebener, es gibt nichts, was mir lieber wäre.“ Vidura gab seine Zustimmung und ging hinaus, um alles zu regeln. Der weise Drona vermaß ein Stück Land ohne Bäume und Dickicht, dafür mit Quellen versehen. Dann wählte Drona einen glücksverheißenden Tag aus und opferte den Göttern vor den Augen der dafür zusammengerufenen Bürger. Die Handwerker des Königs bauten eine lange und elegante Bühne gemäß den Schriften, welche mit allen Arten von Waffen versehen wurde. Dann wurde noch eine schöne, erhöhte Halle für die zuschauenden Damen errichtet. Die Bürger bauten sich viele Tribünen, während die Wohlhabenderen unter ihnen geräumige und hohe Zelte errichteten.

Als der Tag der Vorführung kam, begaben sich der König mit seinen Ministern nebst Bhishma und Kripa, diese Besten der Lehrer, zum Vorführplatz von himmlischer Schönheit, der mit reinem Gold, Perlenschnüren und Lapislazuli verziert war. Die mit einem guten Schicksal gesegnete Gandhari, Kunti und die anderen Damen des königlichen Haushalts kamen in prächtigen Gewändern und wurden von ihren Dienerinnen begleitet. Sie bestiegen die Tribünen wie himmlische Damen, welche den Berg Sumeru erklimmen. Alle vier Kasten inklusive der Brahmanen und Kshatriyas verließen eilig die Stadt, denn jeder wollte das Geschick der Prinzen sehen. Alle waren so ungeduldig, das Spektakel nicht zu verpassen, daß sich die riesige Menge in wenigen Augenblicken versammelte. Trompeten wurden geblasen, Trommeln geschlagen, und der Klang vieler Stimmen sorgte dafür, daß die Menschenmenge einem aufgewühlten Ozean glich.

Schließlich betrat Drona mit seinem Sohn den Platz. Er war ganz in Weiß gekleidet, mit weißer heiliger Schnur, weißem Bart, weißen Locken, weißer Blumengirlande und weißer Sandelpaste eingeschmiert. Es war, als ob der Mond selbst vom Planeten Mars begleitet den wolkenlosen Himmel betrat. Bei seinem Eintritt führte er die rechte Anbetung aus und ließ die Brahmanen mit Mantras die glücksverheißenden Riten abhalten. Dann wurden feierliche und lieblich klingende Instrumente als besänftigende Einführung gespielt, und es betraten verschiedene Männer mit diversen Waffen ausgerüstet die Arena. Ihnen folgten die Bharata Prinzen, diese mächtigen Krieger. Sie hatten ihre Lenden gegürtet, den Fingerschutz angelegt und trugen Bogen und Köcher. Nach Alter geordnet zeigten die kräftigen Prinzen ihre Künste, und Yudhishthira führte sie an. Manche der Zuschauer zogen die Köpfe ein, weil sie die herabfallenden Pfeile fürchteten. Doch andere schauten furchtlos und voller Staunen zu. Auf schnell reitenden Pferden, welche sie geschickt meisterten, schossen die Prinzen mit Pfeilen, welche ihren Namen trugen. Als die Zuschauer bewundernd die heldenhafte Kraft der Prinzen sahen, da meinten viele, sie würden Gandharvas betrachten. Immer wieder riefen hunderte, ja tausende der Zuschauer zugleich und mit geweiteten Augen: „Gut gemacht! Hervorragend!“ Nachdem die Krieger viele Male ihre Kraft und ihr Geschick mit Pfeil und Bogen, auf dem Rücken von Pferden und Elefanten und im Lenken von Streitwagen gezeigt hatten, ergriffen sie ihre Schwerter und Schilde, stellten sich in der Arena auf und zeigten viele Arten des Schwertkampfes. Mit Bewunderung sahen die Zuschauer ihre Beweglichkeit, die Harmonie ihrer Körper, ihre Anmut und Ruhe, die Festigkeit ihres Griffs und ihre Art, Schwert und Schild zu führen. Dann betraten Bhima und Duryodhana die Arena mit deutlicher Vorfreude auf den Kampf. Sie glichen zwei Bergen und trugen Keulen in den Händen. Sie hatten ihre Hüften umgürtet, sammelten all ihre Kräfte, brüllten wie zwei wilde Elefanten im Streit um eine Elefantenkuh und begannen zu kämpfen. Makellos wichen sie nach links und rechts aus und durchquerten so die Arena. Und Vidura beschrieb Dhritarashtra, Kunti und Gandhari alle Fähigkeiten der Prinzen.


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