Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 108 - Dharma wird von Mandavya verflucht

Vaisampayana fuhr fort:
Dieser Tiger unter den Munis antwortete den askesereichen Rishis: „Wem sollte ich dafür die Schuld geben? Tatsache ist, niemand sonst (als mein eigenes Selbst) hat gegen mich gehandelt.“ Kurz danach bemerkten die Wachen des Königs, daß der Muni immer noch am Leben war und informierten den König. Dieser beriet sich mit seinen Ministern, kam zum Rishi und entschuldigte sich beim Gepfählten. Er sprach: „Oh bester Rishi, in Unwissenheit habe ich gegen dich gehandelt. Ich flehe dich an, vergib mir. Sei bitte nicht ärgerlich mit mir.“ Da war der Muni besänftigt, und der König versuchte, ihn vom Pfahl herunterzuholen. Doch dies gelang ihm nicht, so daß der Pfahl dicht am Körper des Muni abgesägt wurde. Von da ab lebte der Muni mit einem Stück Pfahl in seinem Körper, verrichtete die schwerste Buße und gewann sich zahllose Bereiche, die für andere unerreichbar waren. Weil der Pfahl immer noch in ihm steckte, wurde er auch unter dem Namen Animandavya (Mandavya mit einem Pfahl in sich) bekannt. Eines Tages begab sich dieser Brahmane der höchsten Wahrheit in das Reich des Gottes der Gerechtigkeit. Er sah den Gott auf seinem Thron sitzen und fragte ihn vorwurfsvoll: „Für welche Sünde, die ich unbewußt beging, muß ich diese Strafe ertragen? Sag es schnell und achte die Kraft meiner Askese.“ Der Gott der Gerechtigkeit erwiderte: „Oh Asket, du hast einmal ein kleines Insekt mit einem Grashalm aufgespießt. Und nun trägst du die Konsequenzen dieser Tat. Wie eine noch so kleine Gabe, oh Rishi, sich hinsichtlich ihres tugendhaften Verdienstes vermehrt, so vermehrt sich eine Sünde hinsichtlich des Leidens, welches sie nach sich zieht.“ Da fragte ihn Animandavya: „Oh sage mir, wann habe ich diese Sünde begangen?“ Und der Gott antwortete ihm darauf, daß er noch ein Kind gewesen sei. Da sprach der Rishi: „Was man als Kind bis zu seinem zwölften Lebensjahr getan hat, sollte nicht als Sünde gelten. Die Shastren sollen dies nicht als Sünde anklagen. Die Strafe, die du mir für solch ein verzeihliches Vergehen auferlegt hast, ist unangemessen in ihrer Härte. Das Töten eines Brahmanen ist mit einer Sünde verbunden, die schwerer wiegt als das Töten irgendeines anderen Wesens. Dafür sollst du, oh Gott der Gerechtigkeit, selbst unter Menschen und sogar in der Shudra Kaste geboren werden. Von heute an setze ich diese Grenze hinsichtlich der Handlungen, daß keine Tat als sündig angeklagt werden soll, wenn sie im Alter bis zu vierzehn Jahren begangen wird. Doch wird die Tat begangen, wenn man älter ist, dann soll sie als Sünde gelten.“

Vaisampayana sprach:
Für dieses unmäßige Urteil wurde der Gott der Gerechtigkeit vom ruhmreichen Rishi verflucht und nahm seine Geburt auf Erden als Vidura in der Shudra Kaste. Vidura war ein Meister der Tugendgebote, und auch der Politik und des weltlichen Gewinns. Er war völlig frei von Habsucht und Zorn. Er besaß große Vorhersicht und eine ungestörte Klarheit des Geistes. Und war immer um das Wohl der Kurus bemüht.


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