Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 103 - Gespräch zwischen Bhishma und Satyavati zur Thronfolge

Vaisampayana sprach:
Die unglückliche Satyavati betrauerte den Tod ihres Sohnes zutiefst. Mit ihren Schwiegertöchtern führte sie die Trauerriten durch und beruhigte, so gut sie konnte ihre weinenden Schwiegertöchter und auch Bhishma, diesen Besten unter allen Waffenträgern. Dann blickten ihre Augen wieder auf Tradition und Fortsetzung von väterlichen und mütterlichen Erbfolgen, und die ruhmreiche Dame wandte sich an Bhishma.

Satyavati sprach:
Der Begräbniskuchen für die Ahnen, die ruhmreichen Taten und die Fortsetzung der Linie des tugendhaften und gefeierten Shantanu aus der Dynastie des Kuru hängen nun von dir ab. Wie der Erhalt des Himmels untrennbar mit guten Taten verbunden ist, und langes Leben mit Wahrheit und Treue, so ist die Tugend von dir nicht zu trennen. Oh du Tugendhafter, du bist in Theorie und Praxis mit den Geboten der Tugend vertraut, mit verschiedenen Srutis und allen Zweigen der Veden. Ich weiß sehr wohl, daß du mit Sukra und Angiras vergleichbar bist, was deine Standhaftigkeit in Tugend, dein Wissen um die Familientraditionen, deine Geistesgegenwart und deinen Einfallsreichtum in schwierigen Situationen anbelangt. Ich vertraue voll und ganz auf dich, du Bester der tugendhaften Männer, und daher weise ich dich auf eine gewisse Sache hin. Hör mich an. Und es gehört sich für dich, meiner Bitte nachzukommen. Oh du Bulle unter den Männern, mein Sohn, dein Bruder, voller Energie und dir lieb, ging ohne Nachkommen in den Himmel ein, als er noch ein Jüngling war. Diese Frauen deines Bruders, die lieblichen Töchter des Königs von Kasi, besitzen Schönheit und Jugend und wünschen sich Kinder. So zeuge Kinder mit ihnen auf mein Wort hin, oh du mit den mächtigen Armen, damit unsere Linie bestehenbleibe. Es ist an dir, die Tugend vor Verlust zu beschützen. Besteige den Thron und herrsche über das Königreich der Bharatas. Heirate eine Frau. Und laß deine Ahnen nicht in die Hölle sinken.

Vaisampayana fuhr fort:
Nicht nur seine Mutter hatte ihn darum gebeten, auch seine Freunde und Verwandten. Und so gab Bhishma, dieser Bezwinger aller Feinde, folgende, tugendhafte Antwort.

Bhishma sprach:
Oh Mutter, was du sagst, wird sicher von der Tradition gebilligt. Doch du kennst meinen Eid bezüglich der Zeugung von Kindern. Du weißt ja alles, was deine Mitgift betraf. Oh Satyavati, ich wiederhole das Versprechen, was ich einst gab. Ich würde den drei Welten entsagen, dem Imperium des Himmels, oder sogar Größerem als dies - doch ich würde niemals der Wahrheit entsagen. Die Erde mag ihren Duft ablegen, das Wasser seine Feuchtigkeit und das Licht seine Sichtbarkeit. Der Wind mag seiner Fühlbarkeit entsagen, die Sonne mag ihre Helligkeit ablegen, der Komet seine Hitze, der Mond seine kühlen Strahlen, der Raum seine Fähigkeit, Klang zu erzeugen, der Vernichter von Vritra (Indra) seinen Heldenmut, der Gott der Gerechtigkeit seine Unvoreingenommenheit - doch ich kann nicht der Wahrhaftigkeit entsagen.

So von ihrem Sohn mit großer Energie angesprochen erwiderte Satyavati dem Bhishma:
Oh du Held, dessen Stärke die Tugend ist, ich weiß um deine Standhaftigkeit hinsichtlich der Tugend. Du kannst mit Hilfe deiner Energie drei neue Welten erschaffen. Ich kenne deinen Eid um meinetwillen. Doch bedenke diesen Notfall und trage die Last der Pflicht, die man seinen Ahnen schuldet. Oh du Feindebezwinger, handle so, daß unsere Linie nicht abbreche und unsere Freunde und Verwandten nicht leiden.

So drängte die elend weinende und ihres Sohnes beraubte Satyavati mit untugendhaften Worten den Bhishma wieder und wieder. Doch Bhishma antwortete ihr:
Oh Königin, wende deine Augen nicht von der Tugend ab. Zerstöre uns nicht. Der Bruch mit der Tugend in einem Kshatriya wird in unseren Schriften über die Tugend niemals gelobt. Ich werde dir, oh Königin, von den bestehenden Kshatriya Traditionen erzählen, zu denen wir Zuflucht nehmen mögen, damit das Geschlecht des Shantanu auf Erden nicht vergehe. Hör mich an, denke nach, und berate dich mit gelehrten Priestern und jenen, die um die Praktiken wissen, welche in Zeiten der Not und Gefahr erlaubt sind, doch auch in solchen Zeiten niemals das angemessene Verhalten zum Wohle der Gesellschaft vergessen.


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