Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 97 - Die Geschichte von Pratipa

Da gab es also diesen König namens Pratipa, der allen Wesen freundlich gesinnt war. Er verbrachte viele Jahre in asketischer Enthaltsamkeit am Ufer der Ganga. Eines Tages nahm die geschickte und liebliche Ganga die Gestalt einer wunderschönen Frau an, erhob sich aus den Wassern und näherte sich dem Monarchen. Diese himmlische Maid von atemberaubender Schönheit setzte sich auf den rechten Oberschenkel des Askese übenden Monarchen, der in männlicher Stärke einem Sal Baum glich. Der Monarch sprach zu der auf seinem Schoß Sitzenden: „Oh du Liebliche, was ist dein Begehr? Was soll ich tun?“ Die Dame antwortete: „Ich wünsche dich, oh König, zum Ehemann. Oh du Bester der Kurus, sei mein. Eine Frau zurückzuweisen, welche aus eigenen Stücken kam, wird von den Weisen niemals gelobt.“ Doch Pratipa antwortete: „Oh du mit dem schönsten Gesicht, ich verbinde mich niemals aus Lust mit den Frauen anderer Männer oder mit Frauen aus einer anderen Kaste. Dies ist mein feierliches Gelübde der Tugend.“ Das Mädchen erwiderte: „Ich bin weder unpassend, noch häßlich. Ich bin auf jede Weise würdig, Freude zu spenden. Ich bin eine himmlische Maid von seltener Schönheit. Und ich begehre dich zum Gatten. Weise mich nicht zurück, oh König.“ Und Pratapi: „Oh Dame, ich halte mich von dem Pfad fern, auf den du mich führen willst. Wenn ich meinen Eid breche, wird die Sünde mich überwältigen und vernichten. Oh du mit dem schönen Gesicht, du hast mich umarmt und sitzt auf meinem rechten Bein. Nun wisse, du Zarte, daß dies der Platz für Töchter oder Schwiegertöchter ist. Der linke Oberschenkel ist für die Gattin, und den hast du nicht beachtet. Daher, oh Beste der Damen, kann ich mich nicht an dir als liebevolle Begleiterin erfreuen. Sei meine Schwiegertochter. Ich heiße dich für meinen Sohn willkommen.“ Da sprach die Dame: „Es sei, wie du gesagt hast, du Tugendhafter. Ich werde mit deinem Sohn vereint sein. Aus Respekt für dich, werde ich eine Gattin im gefeierten Geschlecht der Bharatas sein. Ihr seid der Halt für alle Monarchen auf Erden. Nicht in hundert Jahren bin ich in der Lage, alle eure Tugenden aufzuzählen. Größe und Güte vieler gefeierter Monarchen dieses Geschlechts sind grenzenlos. Oh Herr von allen, wisse nur, daß dein Sohn die Richtigkeit meiner Taten niemals beurteilen darf, wenn ich deine Schwiegertochter werde. Ich werde mit deinem Sohn leben, sein Glück vermehren und ihm Gutes tun. Und er wird am Ende in den Himmel kommen, aufgrund der Söhne, die ich ihm gebäre, wegen seiner Tugenden und seines guten Verhaltens.“

Vaisampayana fuhr fort:
Nach diesen Worten, oh König, verschwand die himmlische Dame. Und der König wartete auf die Geburt seiner Söhne, um sein Versprechen zu erfüllen. Zu dieser Zeit übte der König, dieser Bulle unter den Bharatas, mit seiner Gattin asketische Buße mit dem Wunsch nach Kindern. Als sie bereits alt geworden waren, wurde ihnen ein Sohn geboren. Und dies war kein anderer als Mahabhisha. Er wurde Shantanu genannt, weil sein Vater bei seiner Geburt seine Leidenschaften mit asketischer Enthaltsamkeit kontrolliert hatte. Shantanu, dieser Beste der Kurus, hatte verstanden, daß die Bereiche von unzerstörbarer Glückseligkeit nur durch eigene Taten erreichbar sind, und wandte sich der Tugend zu. Als Shantanu zum Jüngling herangewachsen war, sprach Pratapi zu ihm: „Vor einiger Zeit, oh Shantanu, kam zu deinem Besten eine himmlische Dame zu mir. Wenn du diese Schöngesichtige im Geheimen triffst, und sie dich um Kinder bittet, akzeptiere sie als deine Ehefrau. Oh du Sündenloser, beurteile niemals, was sie tut, ob es richtig sei oder falsch. Frage nicht, wer sie ist oder woher sie kommt, doch nimm sie auf mein Wort hin zur Gattin.“ Nach diesen Anweisungen an seinen Sohn überließ Pratapi Shantanu den Thron und zog sich in die Wälder zurück. König Shantanu war mit großer Klugheit und einer Pracht ausgestattet, welche Indra glich. Er war dem Jagen äußerst zugetan und verbrachte viel Zeit in den Wäldern. Ständig tötete dieser Beste der Monarchen Hirsche und Büffel. Eines Tages wanderte er am Ufer der Ganga entlang und kam in eine von Siddhas (Asketen) und Charanas oft besuchte Gegend. Dort traf er auf eine reizende Dame von strahlender Schönheit wie eine zweite Shri. Sie hatte makellose und perlweiße Zähne, war mit himmlischen Ornamenten geschmückt, in feine Tücher gehüllt und glänzte wie das Innere einer Lotusblüte. Als der Monarch die Dame erblickte, war er sehr verwirrt und vor Entzücken standen ihm die Haare zu Berge. Mit starrem Blick schien er ihren Zauber zu trinken, doch keiner der Züge konnte seinen Durst stillen. Auch die Dame war beim Anblick des herrlichen Monarchen sehr bewegt und fühlte große Zuneigung für ihn. Sie schaute und schaute und sehnte sich danach, ihn immer weiter anzuschauen. Dann sprach sie der Monarch in sanften Worten an: „Oh du Schlankhüftige, seist du eine Göttin oder die Tochter eines Dämonen, seist du aus dem Geschlecht der Gandharvas oder Apsaras, der Yakshas oder Nagas oder von menschlicher Herkunft - ich flehe dich an, sei meine Gattin, du himmlisch Schöne.“


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