Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 89 - Disput zwischen Yayati und Ashtaka

Yayati sprach:
Ich bin Yayati, Sohn des Nahusha und Vater von Puru. Weil ich die Wesen mißachtet habe, wurde ich der Gefilde der Himmlischen und erfolgsgekrönten Rishis verwiesen und falle mit geschwundenem Verdienst hinab. An Jahren bin ich älter als ihr. Darum habe ich euch nicht zuerst gegrüßt. Denn die Zweifachgeborenen achten immer den Älteren und den an Wissen und asketischem Verdienst Reicheren.

Ashtaka erwiderte:
Oh König, du sagst, daß der an Jahren Ältere der Achtung würdig ist. Doch es heißt, daß nur der wahrlich der Verehrung würdig ist, der an Wissen und asketischem Verdienst höher steht.

Yayati meinte dazu:
Es wird gesagt, daß Sünde den Verdienst unserer tugendhaften Taten zerstört. Auch die Eitelkeit enthält dieses Element, welches zur Hölle führt. Die Tugendhaften folgen niemals den Sündhaften nach. Sie verhalten sich so, damit ihr religiöser Verdienst immer anwächst. Ich selbst hatte großen religiösen Verdienst. Doch nun ist alles vergangen. Und ich werde ihn nicht gleich wiedererlangen, auch wenn ich mich noch so anstrenge. Wer mein Schicksal betrachtet, wird sicher seiner Eitelkeit entsagen, wenn er wirklich an seinem eigenen Wohl interessiert ist. Wer sich großen Wohlstand errungen hat und verdienstvolle Opfer durchführt, wer demütig bleibt, auch wenn er alle Arten von Wissen erlangt hat, und wer die ganzen Veden studiert und sich der Askese mit einem von allen weltlichen Vergnügungen abgewandten Herzen gewidmet hat, der geht in den Himmel ein. Niemand sollte über seinen Reichtum jubeln. Niemand sollte eitel sein, der alle Veden studiert hat. Die Menschen haben verschiedene Neigungen in der Welt. Das Schicksal ist das Bestimmende. Eigensinnige Anstrengung dagegen ist kraft- und fruchtlos. Die Weisen wissen um die Allmacht des Schicksals, und niemand sollte jubeln oder trauern, was immer sein Anteil sei. Wenn die Wesen wissen, daß sowohl Wohl als auch Wehe vom Schicksal und nicht von ihrer eigensinnigen Kraft oder Anstrengung abhängen, dann würden sie nicht trauern oder frohlocken, sondern sich daran erinnern, daß das Schicksal allmächtig ist. Die Weisen sollten immer zufrieden sein, weder über Leid klagen, noch über Glück jubeln. Wenn das Schicksal das Oberste ist, dann sind Leiden und Frohlocken überflüssig.
Oh Ashtaka, ich leide niemals unter Angst, noch widme ich mich der Trauer, denn ich bin mir sicher, daß ich in der Welt genau das bin, wofür mich die große Seele (der große Ordner) bestimmt hat. Insekten, Würmer, alle eierlegenden Wesen, die Pflanzen, alle Kriechtiere, Ungeziefer, die Fische im Wasser, Steine, Gras, Wälder, faktisch alle geschaffenen Wesen sind mit der Hohen Seele vereint, wenn sie von den Wirkungen ihrer Taten befreit sind. Glück und Leid sind vergänglich. Warum also, oh Ashtaka, sollte ich trauern? Wir können niemals wissen, wie wir handeln sollten, um Elend zu vermeiden. Darum sollte man nicht über Elend weinen.

Erneut bat Ashtaka König Yayati, seinen tugendhaften, noch am Himmel verweilenden Großvater mütterlicherseits, zu ihm zu sprechen:
Oh König der Könige, erzähl mir genau von den Bereichen, die du im Himmel besucht und an denen du dich erfreut hast, und auch wie lange du dort verweiltest. Du sprichst über die Tugend wie ein kluger Meister, der mit den Taten und Worten der großen Wesen vertraut ist.

Und Yayati antwortete:
Ich war ein großer König auf Erden und herrschte über die ganze Welt als mein Königreich. Durch die Kraft tugendhaften Verdienstes gelangte ich nach dem Verlassen der Erde in viele hohe Bereiche. In ihnen lebte ich für volle tausend Jahre, und erreichte dann einen noch höheren Bereich, welcher das Heim von Indra ist. Er mißt hundert Yojanas in alle Richtungen, ist wunderschön und hat tausend Tore. Auch dort lebte ich tausend Jahre und kam dann noch höher. Dies ist der Bereich von vollkommener Schönheit, indem es keinen Verfall gibt. Es ist das Gefilde des Schöpfers und Herrn der Erde, welches so schwer zu erreichen ist. Auch dort lebte ich für tausend Jahre und kam danach in eine viel höhere Region, nämlich die vom Gott der Götter, wo ich in Glückseligkeit verweilte. Ja, ich habe in verschiedenen Bereichen gelebt, wurde von den Himmlischen geehrt, und besaß Macht und Herrlichkeit, welche den Himmlischen glich. Ich konnte jede beliebige Gestalt annehmen und lebte für hunderte Ayutas (1 Ayuta = 10.000) an Jahren im Garten Nandana, vergnügte mich mit den Apsaras und genoß den Anblick zahlloser, wunderschöner Bäume, die in ein Blütenmeer gehüllt waren und köstliche Düfte verbreiteten. Nachdem viele, viele Jahre vergangen waren, und ich immer noch im Genuß vollkommener Schönheit lebte, kam eines Tages ein himmlischer Bote mit grimmigem Gesicht und rief mit lauter und tiefer Stimme dreimal: „Ruiniert! Verarmt! Verdorben!“ Oh du Löwe unter den Königen, soweit ich mich erinnere fiel ich danach aus Nandana heraus, und mein religiöser Verdienst war geschwunden. Im Himmel hörte ich die traurigen Stimmen der Himmlischen: „Weh! Welches Elend! Yayati fällt, denn obwohl er tugendhafte und heilige Taten wirkte, ist sein tugendhafter Verdienst vernichtet.“ Im Fallen fragte ich sie laut: „Wo, ihr Himmlischen, wo sind die Weisen, unter die ich fallen soll?“ Da wiesen sie auf diesen geheiligten Opferplatz, welcher dir gehört. Als ich die Rauchwirbel sah, wie sie die Luft schwärzten, und den Geruch von geklärter Butter wahrnahm, die unablässig ins Feuer gegossen wurde, näherte ich mich von den Himmlischen geleitet deinem Land und bin froh im Herzen, daß ich bei euch bin.


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