Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 70 - Dushmanta und die Einsiedelei

Vaisampayana fuhr fort:
Nachdem der König mit seinen Gefolgsleuten tausende Tiere getötet hatte, betrat er einen anderen Wald, um dort die Jagd fortzusetzen. Nur mit einigen einzelnen Begleitern kam er müde, hungrig und durstig an eine Wüste am Saum des Waldes. Er durchquerte diese Ebene ohne jegliche Pflanzen und erreichte einen Wald voller heiliger Einsiedeleien. Hier war alles dem Auge und dem Herzen angenehm, und eine kühle Brise erfrischte den König. Alles war voller blütenbedeckter Bäume. Die Erde war mit dem weichsten und grünsten Gras bewachsen und erstreckte sich viele Meilen weit. Das Echo von süß trillernden Vögeln erklang überall. Die liebliche Stimme des Kokila war zu hören und die schrille des Cicala. Die majestätischen Bäume streckten ihre Äste weit aus und formten ein schattiges Dach. Die Bienen umschwärmten überall die blühenden Pflanzen. Es gab keinen Baum ohne Früchte, und überall sah man schöne Hütten. Nirgends waren Dornen und überall schwärmten die Bienen. Der ganze Wald tönte von den Melodien des gefiederten Chores wider, und Blumen aller Jahreszeiten schmückten ihn. Unter jedem blühenden Baum gab es erfrischenden und kühlen Schatten.

So war der bezaubernde und wunderbare Wald, den der große Bogenschütze erblickte. Die mit blühenden Dolden verzierten Zweige der Bäume wehten sanft in der kühlen Brise und ließen ihre Blüten auf das Haupt des Monarchen regnen. In ihr vielfarbiges Blütengewand gekleidet und voll trillernder Vögeln standen die Bäume in Reihen und berührten mit ihren Köpfen den Himmel selbst. Um die von der schweren Blütenlast gebeugten Zweige summten die Bienen im lieblichen Chor auf der Suche nach Honig. Der starke König erblickte glücklich und bezaubert überall Laubhütten, die mit Bergen von Blüten bedeckt waren. Die Bäume, die ihre blühenden Zweige ineinander verschlungen hatten, sahen wunderschön aus und glichen Regenbögen mit ihren bunten Farben. Es war das Heim der Siddhas, Charanas, ganzer Stämme von Gandharvas und Apsaras, Affen und vor Glück trunkenen Kinnaras. Köstlich kühl und duftend war die Brise, die von den Blumen herüberwehte und sich in alle Richtungen verteilte, als ob sie mit den Bäumen spielen wollte. Der König schaute auf diesen bezaubernden Wald, der mit all diesen Schönheiten gesegnet war. Er befand sich im Delta eines Flusses und glich mit seinen dicht beisammen stehenden, hohen Bäumen einem bunten Mast, der zur Ehre Indras errichtet worden war.

In diesem Wald, welcher der Aufenthaltsort für fröhliche Vögel war, erkannte der König beim näheren Hinsehen eine entzückende und zauberhafte Einsiedelei für Asketen. Sie war von vielen Bäumen umgeben, und das heilige Feuer brannte in ihrer Mitte. Der König ehrte diesen unvergleichlichen Rückzugsort und erblickte in ihm viele Yogis, Valakhilyas und andere Munis. Alles war mit hübschen Nischen geziert, in denen das heilige Feuer brannte. Und die von den Bäumen fallenden Blüten sorgten überall für einen feinen und dichten Teppich. Der Ort sah wunderschön aus mit all den Bäumen und ihren massigen Stämmen. Nahebei floß der geheiligte und klare Malini, in dem sich alle Arten von Wasservögeln tummelten. Der Strom ließ Freude in die Herzen der Asketen fließen, die an seinen Ufern ihre Waschungen vollzogen. Der König beobachtete an seinen Uferhängen viele unschuldig spielende Rehe und erfreute sich an allem, was er erblickte. Dann näherte sich der Monarch, dessen Streitwagen kein Feind aufhalten konnte, dieser himmlischen und wunderschönen Einsiedelei. Der geheiligte Fluß, an dessen Rand die Einsiedelei lag, war wie eine Mutter für alle in der Nähe lebenden Wesen. An seinen Ufern vergnügten sich die Chakravakas in Wogen von milchweißem Schaum. Hier hielten sich häufig Kinnaras, Affen und Bären auf. Die heiligen Asketen lebten hier und widmeten sich dem Studium und der Meditation. Es waren auch Elefanten, Tiger und große Schlangen zu sehen. Am Ufer dieses Stromes stand die hervorragende Einsiedelei des berühmten Sohnes von Kasyapa und bot zahllosen Rishis mit großem asketischen Verdienst ein Heim. Während der König den Fluß mit den vielen Inseln und wunderschönen Uferhängen nebst der Einsiedelei betrachtete - ein Ort, so schön wie die Einsiedelei von Nara und Narayana an den Wassern der Ganga - da beschloß er, die heilige Stätte zu betreten, die von den Rufen der verliebten Pfauen widerhallte und dem Garten des großen Gandharva Chitraratha glich. Dieser Bulle unter den Männern wünschte, den großen Rishi Kanwa, den berühmten Sohn Kasyapas, zu sehen, diesen mit asketischem Reichtum, allen Tugenden und solch einem Glanz gesegneten Mann, daß man ihn nur schwer ansehen konnte. Er ließ seine Armee mit all den Flaggen, der Kavallerie, Infanterie und den Elefanten am Rande des Waldes warten und sprach: „Ich werde gehen und den Asketen aus Kasyapas Familie besuchen, der ohne Dunkelheit ist. Bleibt hier, bis ich wieder da bin.“

Nachdem der König den Wald betreten hatte, spürte er bald weder Hunger noch Durst, doch dafür grenzenlose Freude. Er legte alle Zeichen seiner Königswürde ab und betrat die vorzügliche Einsiedelei nur mit seinem Minister und Priester an seiner Seite. Er wollte den Rishi sehen, der eine unzerstörbare Menge asketischen Verdienstes war. Und der König sah, daß der Ort dem Reich Brahmas glich. Die Bienen summten lieblich, und viele geflügelte Waldbewohner ließen ihre Lieder ertönen. An manchen Stellen hörte dieser Tiger unter den Männern, wie Rigveda Hymnen von erstklassigen Brahmanen mit der rechten Intonation gesungen wurden. Andere Plätze waren mit Brahmanen geschmückt, die sich in den Opferriten, den Angas und den Hymnen des Yajurveda auskannten. Hier erklangen die harmonischen Weisen der Saman Lieder aus den Kehlen von Rishis, welche ihre Gelübde befolgten. Und dort lasen in den Atharvan Veden gelehrte und im Singen der Saman Lieder fähige Brahmanen die Samhitas mit angemessenen Stimmen. Andere Brahmanen, welche mit der Wissenschaft der Orthoepie (Aussprache) vertraut waren, rezitierten ihre Mantren. Der ganze, geheiligte Ort war von diesen heiligen Noten erfüllt wie ein zweiter Brahmahimmel. Es gab viele Brahmanen, die in der Kunst des Errichtens von Opferplätzen nach den Regeln von Krama versiert waren, welche die Logik (Naya), die geistigen Wissenschaften und das vollständige Wissen der Veden beherrschten. Sie alle wußten um die Bedeutung aller Arten des Ausdrucks, manche kannten spezielle Riten, manche folgten dem Moksha Dharma, und andere waren geübt im Aufstellen von Thesen, im Zurückweisen von unhaltbaren Begründungen und dem Ziehen der rechten Schlußfolgerung. Es gab solche, die sich in der Grammatik auskannten, in der Prosodie (Verslehre), in Nirukta, Astrologie, den Eigenschaften der Materie und den Früchten von Opfern. Sie wußten um Ursache und Wirkung, verstanden die Rufe der Vögel und Affen, waren belesen in langen Abhandlungen und bewandert in verschiedensten Wissenschaften (Shastren).

Als der König voranschritt, hörte er ihre Stimmen, welche alles erfüllten und die Herzen der Menschen bezauberten. Auch erblickte der Vernichter von feindlichen Helden überall gelehrte Brahmanen der strengsten Gelübde, welche in Japa (das wiederholte Murmeln der Namen der Götter) und Homa (Feueropfer) vertieft waren. Der König war sehr erstaunt über die schönen Teppiche, welche ihm die Brahmanen respektvoll (als Sitz) anboten. So wähnte sich dieser Beste der Monarchen im Angesicht all der Riten und Götterverehrungen im Lande Brahmas. Je mehr der König von diesem heiligen und glücksverheißenden Rückzugsort von Kanwa erblickte, der von den asketischen Tugenden des Rishis beschützt wurde und mit allen Dingen einer heiligen Einsiedelei angefüllt war, desto mehr wünschte er zu sehen. Ja, er war von seinen ersten Beobachtungen noch nicht befriedigt. So betrat der Feindevernichter letztendlich mit seinem Minister und seinem Priester die bezaubernde und geheiligte Einsiedelei des Sohnes von Kasyapa, die von Rishis mit asketischen Reichtum und hohen Eiden umgeben war.


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