Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 69 - Dushmanta und die Jagd

Janamejaya sagte:
Ich möchte, daß du mir über Geburt und Leben des hochbeseelten Bharata und über die Herkunft von Shakuntala erzählst. Oh Heiliger, ich möchte alles über König Dushmanta erfahren, diesen Löwen unter den Männern, und wie dieser Held die schöne Shakuntala gewann. Bitte erzähl mir alles, du Erster der klugen Männer und Kenner der Wahrheit.

Und Vaisampayana hub an:
Einmal begab sich der starkarmige König Dushmanta mit einer großen Heeresmacht in den Wald. Er wurde von hunderten Pferden und Elefanten und einer vierfachen Armee begleitet (Fußsoldaten, Wagenkrieger, Kavallerie, Elefanten). Die Helden waren bewaffnet mit Schwertern und Pfeilen und trugen Keulen und starke Schlagstöcke in den Händen. Von hunderten Kriegern mit Lanzen und Speeren umgeben, begab sich der Monarch auf seine Reise. Das Löwengebrüll der Krieger, die Klänge von Muschelhörnern und das Gedröhn der Trommeln vermischte sich mit dem Rasseln der Wagenräder, dem Trompeten der riesigen Elefanten, dem Wiehern der Pferde und dem Klirren der vielen Waffen, welche die unterschiedlich gekleideten Gefährten des Königs trugen. Es war ein betäubender Lärm, der den marschierenden König umgab. Schöne Damen beobachteten den ruhmreichen Monarchen auf seinem Auszug von den Terrassen der königlichen Wohnhäuser. Und die Damen sahen, daß der feindezerstörende König Indra glich und hielten ihn für den Träger des Blitzes persönlich. Sie sagten: „Dies ist der Tiger unter den Männern, welcher in der Schlacht den Vasus in Heldenmut gleichkommt, und wegen der Kraft seiner Arme entkommt ihm kein Feind.“ Aus Zuneigung zu ihm ließen die Damen Blüten auf das Haupt des erfreuten Monarchen regnen. Nachdem ihn die besten Brahmanen überall auf dem Wege gesegnet hatten, betrat der Monarch freudig den dichten Wald, denn sein feuriges Herz verlangte nach der Jagd auf Hirsche. Viele Brahmanen, Kshatriyas, Vaisyas und Shudras folgten dem Monarchen, der wie der König der Himmlischen auf dem Rücken eines stolzen Elefanten thronte. Von allen Seiten riefen sie ihm Segnungen und „Sieg!“ zu. Auch viele Bürger folgten ihm in einiger Entfernung nach, bis er sie wieder zurücksandte. Dann bestieg der König seinen schnellen und goldenen Wagen und erfüllte die ganze Erde und alle Himmel mit dem Rasseln der Wagenräder. Er durchquerte einen Wald wie der himmlische Garten Nandana mit Vilwa, Arka, Khadira (Catechu), Kapittha (Waldapfel) und Dhava Bäumen. Danach wurde der Boden uneben und mit Felsgestein übersät, welches sich aus den umliegenden Hängen gelöst hatte. Nirgends entdeckte der Monarch noch Wasser oder Menschen für viele Yojanas weit. Doch überall waren Hirsche, Löwen und andere jagdbare Tiere des Waldes.

Und König Dushmanta durchstreifte diesen Wald und tötete viele Tiere. Seine Gefolgsleute und Krieger halfen ihm dabei. Dushmanta durchbohrte mit seinen Pfeilen viele Tiger, die sich in Schußweite befanden, und tötete sie. Viele von denen, die weiter entfernt waren, verwundete er, und viele von denen, die sich sehr nahe heranwagten, erlegte er mit dem Schwert. Dieser furchtlose Meister des Bogenschießens und der Keule erjagte viele Tiere im Wald. Mal tötete er die Waldbewohner mit seinem Schwert, mal mit seinen Pfeilen und mal mit schnellen Keulenschlägen.

Nachdem der Wald vom energischen König und seinen jagdbegeisterten Kriegern völlig durchwühlt worden war, flohen die Löwen in Scharen davon. Herden von führerlosen Tieren stießen ängstliche Schreie aus und liefen nach allen Seiten auseinander. Ermüdet vom vielen Rennen und unfähig, in den ausgetrockneten Flußläufen ihren Durst zu löschen, fielen sie zu Boden und wurden die Beute der hungrigen Krieger. Andere wurden von den Kriegern erst zerteilt und über dem Feuer gebraten und so auf angemessene Weise verspeist. Viele starke und wilde Elefanten flohen mit hocherhobenem Rüssel davon, rasend von den ihnen beigebrachten Wunden. Mit den üblichen Zeichen der Angst, wie das Ablassen von Urin und Dung, das Auswürgen des Mageninhalts oder das Erbrechen von großen Mengen Blut, zertrampelten die wilden Elefanten auf ihrer Flucht viele der tapferen Krieger. Der Wald, zuvor voller Tiere, wurde schon bald vom König und seinen bewaffneten Gefolgsleuten verwüstet und war bar jeglicher Löwen, Tiger und anderer Könige der Wildnis.


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