Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 36 - Die Askese der Schlange Sesha und warum er die Erde trägt

Saunaka sprach:
Oh Kind, du hast uns viele mächtige und unbesiegbare Schlangen aufgezählt. Was taten sie, als sie von dem Fluch erfuhren?

Sauti erwiderte:
Der ruhmreiche und berühmte Sesha verließ seine Mutter, übte schwere Buße, lebte nur von Luft und folgte strengstens seinen Gelübden. Er ging Askese übend nach Gandhamadana, Vadri, Gokarna und den Wäldern von Pushkara und lebte am Fuße des Himalaya. Er verbrachte seine Tage an diesen heiligen Orten, manche waren für ihr geheiligtes Wasser und andere für den gesegneten Boden bekannt, folgte seinen strengen Gelübden ohne jede Hilfe und hatte seine Leidenschaften unter vollständiger Kontrolle. Und der Große Vater schaute auf diesen Asketen mit dem verfilzten Haar, wie er in Lumpen gekleidet war, und sein Fleisch, die Haut und die Sehnen waren ganz vertrocknet aufgrund seiner harten Buße. Da sprach der Große Vater zu ihm:
Oh Sesha, was machst du da? Laß das Wohl der Welten in deine Gesinnung. Oh du Sündenloser, du bereitest der Welt Schmerz mit deiner harten Askese. Nun Sesha, erzähle mir den Wunsch, der in deiner Brust wohnt.

Und Sesha erwiderte:
Meine Brüder haben alle niederträchtige Herzen. Ich wünsche nicht, unter ihnen zu leben. Gestatte mir dies. Wie Feinde sind sie immer neidisch aufeinander. Daher übe ich mich in asketischer Hingabe. Ich möchte sie nicht einmal sehen. Sie sind niemals freundlich zu Vinata und ihrem Sohn. Nun ja, Garuda kann durch die Lüfte eilen, und doch ist er unser Bruder. Sie beneiden ihn ständig. Durch die Gabe unseres ruhmreichen und edlen Vaters Kasyapa ist er auch viel stärker als wir. Daher versenke ich mich in asketische Buße. Ich möchte meinen Körper abwerfen, so daß ich ihre Gesellschaft nicht teilen muß, auch nicht in einem anderen Leben.

Auf diese Worte Seshas antwortete der Große Vater:
Oh Sesha, ich kenne das Betragen aller deiner Brüder und die große Gefahr, welche aus der Kränkung ihrer Mutter hervorgeht. Daher, oh Schlange, habe ich bereits ein Gegenmittel vorbereitet. Traure nicht um deine Brüder. Frag mich nach dem Segen, den du begehrst. Ich bin mit dir sehr zufrieden und werde dir den Segen heute gewähren. Oh Beste der Schlangen, es ist dein gutes Glück, daß du dein Herz der Tugend widmest. Richte dein Herz mehr und mehr auf die Tugend.

Da sprach Sesha:
Oh göttlicher Großer Vater von allen, dies ist mein größter Wunsch: Mein Herz möge immer an der Tugend Entzücken finden und an gesegneter asketischer Buße.

Brahma sagte dazu:
Oh Sesha, ich bin höchst zufrieden mit deiner Liebe zum Frieden und deiner Selbstaufgabe. Doch befolge meine Worte zum Wohle meiner Schöpfung: Trage du, oh Sesha, sicher und beständig diese unsichere Erde mit all ihren Wäldern und Bergen, Seen, Städten und Ruheplätzen, so daß sie sich beruhige.

Und Sesha gab zur Antwort:
Oh göttlicher Herr aller Wesen, du Segenverleiher, Vater aller erschaffenen Dinge, Herr des Universums, ich werde die Erde ruhig halten, wie du es sagst. Lege sie mir auf das Haupt, oh Prajapati.

Darauf sprach Brahma:
Oh Beste der Schlangen, begib dich unter die Erde. Sie wird sich für dich öffnen und dir von selbst einen Durchgang gewähren. Indem du die Erde trägst, oh Sesha, wirst du etwas tun, was ich außerordentlich schätze.

Und Sauti erzählte weiter:
Da verschwand der ältere Bruder des Königs der Schlangen in einem Loch und ging zur anderen Seite der Erde. Dort trug er die Göttin auf seinem Haupt, die von ihren Gürteln an Meeren umgeben ist. Noch einmal sprach Brahma zu ihm: „Oh Sesha, Beste der Schlangen, du bist Dharma, denn mit deinem riesigen Körper stützt du allein die Erde mit allem, was auf ihr lebt, genau wie ich selbst oder Indra es können.“ So lebt die Schlange Sesha, der mächtige Herr Ananta, auf Befehl Brahmas unter der Erde und stützt sie ganz allein. Und der ruhmreiche Große Vater, dieser Beste der Unsterblichen, bestimmte Ananta den Vogel mit den schönen Federn, den Sohn der Vinata, zum Beistand.


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